Kunigunde, Erzherzogin von Österreich und Herzogin von Bayern-München (1465-1520) Eine Biographie



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16. Tod der Herzogin und Memoria
16.1 Kunigundes Tod
Abgesehen von der lebensbedrohenden Krankheit in der frühen Kindheit
1206
 besaß
Kunigunde anscheinend eine ausgezeichnete gesundheitliche Konstitution, die auch die
Geburt von acht Kindern ohne große Mühen verkraftete. So legt das Fehlen eines
Leibarztes in der aus dem Jahr 1508 stammenden Soldliste der Herzogin nahe, daß sie
zumindest nicht regelmäßig der medizinischen Betreuung bedurfte.
1207
 Dennoch stand
der Herzogin bei Bedarf selbstverständlich ein Arzt zur Verfügung, wie ein Schreiben
Sigmunds von Rohrbach an Kaiser Maximilian belegt.
1208
 Erst in ihren letzten Lebens-
jahren hatte die Herzogin mit kleineren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die
aber offenbar in relativ kurzer Zeit geheilt werden konnten. Als im Jahr 1513 der kai-
serliche Leibarzt Baptista de Baldironibus nach München reisen wollte, hatte sich der
Zustand der Herzogin so rasch gebessert, daß ein Eingreifen des Arztes nicht notwendig
                                                                                                                                                                              
1205
Vgl. S
ALLABERGER
, Matthäus Lang, S. 204.
1206
Vgl. oben, Kap. 3.1.
1207
Zur Soldliste vgl. W
ESTENRIEDER
, Calender, S. 244f.
1208
Vgl. W
IESFLECKER
, Regesten, Bd. 2.2, Nr. 7450.

271
war.
1209
 Die schwere Krankheit, die sie angeblich im Sommer des folgenden Jahres ans
Bett fesselte und die sie als Grund dafür vorschob, ihrem Sohn Ludwig nicht zum Kai-
ser reisen zu lassen, scheint dagegen eher taktischer Natur gewesen zu sein, um in den
Streitigkeiten des Jahres 1514 ihren Willen durchsetzen zu können.
1210
Welche Krankheit letztendlich zum Tod Kunigundes führte, ist nicht mehr festzustellen,
auch die Chronik des Münchner Pütrich-Regelhauses, die der Schilderung des Ablebens
der Herzogin relativ viel Platz einräumt, berichtet nur, daß sie diese Kranckhait [...] mit
einer vnüberwindlichen Gedult vnd Standhafftigkeit / mehr Wochen / erlitten“ habe.
1211
Offenbar hatte die Herzogin aber während ihrer letzten Lebenstage Gelegenheit, sich auf
ihren Tod vorzubereiten, wie nicht nur die Klosterchronik berichtet.
1212
 So konnte sie
noch mehrfach die Beichte ablegen und das Abendmahl feiern, bevor man ihr aufgrund
ihrer  abnemmenden Leibs-Kräffte[n] die letzte Ölung zukommen ließ. Wie gelassen
Kunigunde nicht nur in der Vorbereitung, sondern auch im unmittelbaren Angesicht des
Todes blieb, hoben die Verfasserinnen der Klosterchronik heraus:
Sie erweckte / ohne Unterlaß / die allerschönsten Act, so wohl Theologisch- als
anderer sittlichen Tugenden / bis sie letztlich den 6. Augusti Anno 1520. am Fest
der Erklärung Christi / indem 56. Jahr ihres Alters / reich an Verdiensten / vnd
mit allgemeinem Ruff einer vollkommenen Tugend vnd Heiligkeit / in GOTT
seeligist verschyden...
1213
Diese Schilderung, in der die Herzogin beinahe schon wie eine Heilige erscheint, mag
übertrieben klingen; allerdings dürfte ihre außerordentliche Gläubigkeit tatsächlich sehr
viel dazu beigetragen haben, daß sie ihrem Tod relativ ruhig und gelassen entgegensah.
Um das Bild einer „Heiligen“ vollkommen zu machen, berichtet die Klosterchronik
zusätzlich vom Erscheinen eines Sterns, der sich genau zum Zeitpunkt ihres Ablebens
                                                           
1209
Vgl. TLA Innsbruck, Max. XIV, 1513/2, fol. 88 (Konzeptschreiben eines unbekannten Absenders an
Kaiser Maximilian vom 30. April 1513) sowie WMR 13/IV/30 (a) und oben, Kap. 9.
1210
Vgl. K
RENNER
, Landtag 1514, S. 492-495 (Schreiben Kunigundes an Maximilian vom 3. August
1514). Trotz ihrer schwere[n] khranckhait war Kunigunde immerhin noch in der Lage, diesen Brief an
ihren Bruder zu verfassen und sich über ihren ältesten Sohn Wilhelm, der sich nicht um seine kranke
Mutter kümmere, zu beklagen. Vgl. auch oben Kap. 14.1.
1211
Vgl. B
ITTRICH
, S. 54.
1212
Vgl. B
ITTRICH
, S. 54: ...beynebens mit einer vollkommenen Resignation in den Göttlichen Willen /
sich zu dem bevorstehendenTodt auf das sorgfältigiste bereitet. Schon kurz nach dem Tod ihres
Bruders Maximilian lobte auch Dietrich von Plieningen in seiner Vorrede zur Übersetzung von
Senecas  Consolatio ad Marciam, wie ruhig die Herzogin auch ihrem eigenen Tod entgegegensehe:
...on alle betriebnus sich der Torenten welt verzigen / Den tode: so die geistlichen Recht Burgerlichen
nement: an genomen: Jn willen vnd stätem fursatz do selbst des naturlichen tods mit vnerschrocknem
gemuet auch zu erwarten... Zitiert nach G
ERLACH
, Übersetzungswerk, S. 237.
1213
Vgl. B
ITTRICH
, S. 54.

272
über dem Kloster gezeigt haben soll und der als Zeichen einer besonderen Gunst des
Himmels gedeutet wurde.
1214
Noch am Tag ihres Todes verständigten die Söhne der Verstorbenen ihre Verwandten,
darunter den Pfalzgrafen Friedrich, über das Ableben der Fürstin,
1215
 wenige Tage später
trafen auch die ersten Beileidsschreiben am Münchner Hof ein.
1216
Nach ihrem Tod zeigte sich, daß Kunigunde den Streit mit ihrem Sohn Wilhelm über
den Verbleib der Reliquien, die Maximilian im Sommer 1510 dem Pütrich-Regelhaus
vermacht hatte, nicht vergeblich geführt hatte.
1217
 Der letzte Wille der Herzogin, daß
diese im Kloster verbleiben sollten und nur nach einem Brand zu dessen Wiederaufbau
veräußert werden durften, wurde eingehalten; sie gingen ebenso wie ihre gesamte
bewegliche Habe, ihr Silbergeschirr und das noch vorhandene Bargeld in den endgülti-
gen Besitz des Regelhauses über.
1218
Eine nach dem Tod Kunigundes entstandene Aufstellung ihrer Besitztümer belegt, daß
die Herzogin mit ihrer Behauptung, kaum noch wertvolle Güter zu besitzen, nicht über-
trieben hatte.
1219
 Laut dieser Liste besaß sie bei ihrem Ableben außer einigen schlichten
Kleidungsstücken
1220
 und Bargeld
1221
 nur noch einige silberne Becher, Schalen und
                                                           
1214
Vgl. B
ITTRICH
, S. 55: Ihren so glückseeligen Todt hat berühmt gemacht ein hell-glantzender Stern /
welcher bey dem Hinscheyden diser so gottseeligen Fürstin / über dem Closter / der gantzen Stadt
sichtbarlich erschinen / vnd dero abgeleibten Seelen / ohne Zweifel als ein miraculoser Weeg-Weiser
auff der Himmels-Strassen / zur ewigen Glückseeligkeit / vorgeleuchtet hat;. Das Erscheinen dieses
Sternes findet sich auch schon in einer früheren Quelle, dem Fuggerschen Ehrenspiegel, vgl.
F
UGGER
/B
IRKEN
, Ehrenspiegel, S. 964: Als sie A. 1520 mit 55 Jahren tödlich abgienge / liesse über
dem Kloster sich ein ungewöhnlicher Stern sehen: gleich als ein Geleitsmann von Gott gesendet / sie
gen Himmel zu führen... Vgl. auch H
UFNAGEL
, Pütrich, S. 282. Bei dieser außergewöhnlichen
Himmelserscheinung handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen der im August sehr
häufigen Meteore oder Meteoriten, der zur Todeszeit Kunigundes über dem Kloster und der Stadt
München zu sehen war.
1215
Vgl. Geh.HausA, Hausurkunden 907. Aus diesem Schreiben geht nicht nur die genaue Todesstunde
Kunigundes umb die viert or vor mittags hervor, die Söhne gaben zudem bekannt, daß ihre Mutter alls
ain cristenliche fürstin mit bewarung der heyligen sacrament aus disem iammertall verschieden sei.
1216
Vgl. BayHStA, Fürstensachen 305, fol. 16 (Schreiben des badischen Markgrafen Philipps vom 17.
August 1520).
1217
Vgl. oben Kap. 12.5.
1218
Vgl. B
ITTRICH
, S. 54.
1219
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 427/20 (undatiertes Schreiben Kunigundes an ihren Sohn Wilhelm): Nach
dem Tod Herzog Albrechts habe sie die meisten kostbaren Stücke unter ihren Kindern aufgeteilt; sie
selbst habe nur einige weniger Stücke für sich zurückbehalten.
1220
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 3
v
.
1221
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 4
r und v
:
Item was unnser allergenädigiste frome unde hertzen liebste muter an parschaft und silbergeschirr
hinder ir verlassen haben wie hernach stett: Item das seltzsam gelt im gelben peutl an golt von
seltzamen pfening, hat der Weyssenfelder Lorentz yätt Jeranimus Urmuler, paid unnsers genädigen
herrn, hertzog Ludwigs etc. diener, auch meister Hanns von Winscham, goltschmid, an der wag
überschlagen und trossen. Summa summarum 124 gulden rheinisch. Item ann rüblern [= Münze mit
dem Wappen des Salzburger Erzbischofs Leonhard von Keutschach (1495-1518), vgl. G
RIMM
,
Deutsches Wörterbuch, Bd. 14, Sp. 1339] summa summarum 100 gulden rheinisch. Item an sexern

273
andere Gegenstände dieser Art. Die Schwestern gingen bei der Zusammenstellung der
Inventarliste offenbar äußerst gründlich vor, denn sie verzeichneten nicht nur den
Gegenstand selbst, sondern auch, von wem Kunigunde diesen erhalten hatte.
1222
 Die
Kleider und das im Inventar verzeichnete Silbergeschirr wurden von den Schwestern des
Regelhauses verkauft, um so die Kosten für die Bestattung Kunigundes zu decken.
1223
Auch ein guldein Paternoster, einen Rosenkranz, den sie von ihrem Schwiegersohn,
dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg, als Geschenk erhalten hatte, wurde von den
Schwestern verkauft. Gegen eine Summe von 32 rheinischen Gulden ging dieser an
Kunigundes ältesten Sohn, der sich auf diese Weise ein Andenken an seine verstorbene
Mutter sichern konnte.
1224
Die Herzogin wurde entsprechend ihrem Wunsch, den sie schon viele Jahre zuvor in
einem Schreiben an die Oberin Clara Loderin geäußert hatte,
1225
 im Gewand des Dritten
                                                                                                                                                                              
pechnisch grösseln rüblern summa summarum 35 gulden rheinisch. Item 100 swartzer alter pfenning.
Ähnlich, wenn auch weit weniger genau äußerte sich Augustin Köllner in seinem Schreiben an Herzog
Wilhelm vom 28. Oktober 1515: Als ewr gnaden fraw muter alles ir silbergeschirr und varnuß, so sy
mit ir in das closter bracht hat, iren regelswestern in einen iartag zuverordnen willens ist, fynnden eur
genad in der donation, was und wiewiel sy silbergeschirrs mit ir in das regelhaus gebracht. So möchte
dy gleichwol ain klain parschaft von aller seltzamer münß, gulden und pfennig, mit ir auch hieein
bracht haben, das meins achtens nit uber tausent gulden ist. Vgl. Geh.HausA, Familienurkunden 906,
fol. 5.
1222
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 5
r und v
:
Item des silbergeschier ist gewessen 4 claine alte ubergolte pecherl in ainander mit ainem luckel [=
Deckel, vgl. G
RIMM
, Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Sp. 1226], die hat iren fürstlichen gnaden
geschenckt, ee ir gnadem her sindt komen, hertzog Sigmundt vonn Inspruck. Item ain pecher mit den
röslein ubergult, hat ir fürstlichen gnaden der alt hertzog von Wirtenwerg in die kindpet geschenckt
hertzog Ludwigs, der pey irm gemachel und herrn am hoff ist gewessen. Item ain clains prochens heffl
übergult hat irn gnaden ir herr und gemachel schenckt. Item ain übergulter pecher hat irn fürstlichen
gnaden geschenckt die pfaltzgraffin, ir gnaden tochter, die weil ir fürstlich gnaden hin pey unns
gewessen. Item ain trinckgeschir als ain apfel hat irn fürstlichen gnaden ain pischof von grann, der ir
fürstlichen gnaden aus der tauf gehebt hat, geschenckt. Item ain schal hat irn fürstlichen gnaden der
abtt von Windperg geschenckt. Item mer ain schällein hat irn fürstlichen gnaden die abtissin von
geisenvelt geschenckt. Item 3 claine pecherlin inainander hat irn fürstlichen gnaden ein abt von Peirn
geschenckt. Item mer ain clainß pecherlin hat iren fürstlichen gnaden der Abt von Degernse
geschenckt, als ir fürstlichen gnaden dinen was mit der Kraftin von Stain, die weil ir fürstliche gnaden
pey unns ist gewessen. Item ain grossen pecher auf ainem füß hat probst Neuhauser iren fürstlichen
gnaden geschenckt, nach dem als sein wierd nymer formünder was. Item ain silbran häffen hat irn
fürstlichen gnaden ir her unnd gemachel geschenckt. Item ain silran pecher, auch ir gnaden herr und
gemachel. Item zway silbran schetlein, auch mit ir gnaden herein pracht. Item ain silbran saltzfaß mit
vier datlein, ain leffl, hat irn gnaden ir herr gebenn. Item ain clains pecherlein, darin ir fürstliche
gnaden den wein zum waschen gehabt. Ist als silbergeschier, das wir verkaufft haben.
1223
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 4
v
Item
an pfintztag vor sant Simon und Judas tag der heiligen Zwelfpoten [25. Oktober 1520] haben wir
verkauft das silbergeschir, das unnser allergenedigiste hertzen liebste fraw und muter, der Got der
allmechtig genädig und parmhertzig sey, mit ir herein pracht hat und iren gnaden auch geschenckt ist
worden, von dem Jeranimus Reischel, goldschmid, darpey ist gewessen maister Hans von Winscham,
goltschmyd, die muter unnd swestern, als umb summa summarum 240 gulden rheinisch, 4 schilling,
15 pfenning.
1224
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 4
v
.
1225
Vgl. B
ITTRICH
, S. 29.

274
Ordens des Heiligen Franziskus in der Grablege der Wittelsbacher in der Münchner
Frauenkirche bestattet, wo ihr Ehemann für sich und seine Vorfahren ein prächtiges
Grabmal errichtet und seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Die Regelschwestern
sorgten dafür, daß die Barfüsser-Mönche die traditionelle Besingnus und die Gebete und
Opfer des dreißigsten Tages verrichteten; auch die Schwestern des Münchner Ridler-
Regelhauses, die ebenfalls nach franziskanischer Ordnung lebten, wurden in den Ablauf
der Bestattungsfeierlichkeiten eingebunden.
1226
Im Gedenken an die fromme und beliebte Herzogin wurden aber nicht nur in München
Messen gelesen; auch ihre Verwandten in Innsbruck, die Königinnen Anna und Maria,
gedachten ihrer Verwandten mit feierlichen Messen und Totenwachen. So erhielt ein
gewisser Georg Funda die Kosten für Kerzenwachs und den wacherlohn anläßlich  der
hertzogin von Bayrn begennkhnus zurückerstattet.
1227
 Im Dezember verzeichnet das
Raitbuch nochmals zwei Ausgaben, die im Zusammenhang mit dem Tod Kunigundes
standen: Der Maler Ulirchen Tyessenprunn hatte anläßlich des Gedenkgottesdienstes für
die Herzogin ein großes Wappen angefertigt und bekam dafür am 3. Dezember die
Summe von 5 Gulden und 30 Kreuzer erstattet.
1228
 Am 24. des Monats erhielt ein
Schneider namens Jakob Zeller 7 Gulden und 36 Kreuzer umb perrnisch und hofer
tuech, so man zu weyland der hertzogin von Bayrn begennckhnus praucht hat.
1229
 Am
selben Tag wurde einem gewissen Hans Trimer für Tuch, welches beim Leichen-
begängnis Kunigundes in Gebrauch gewesen war, die Summe von 32 Gulden ausbe-
zahlt.
1230
Gedenkgottesdienste für die Verstorbene wurden jedoch nicht nur an den Höfen ihrer
Verwandtschaft abgehalten, auch in anderen Städten, so beispielsweise in der Stadt
Augsburg, erklangen ihr zu Ehren die Glocken und wurden Messen abhalten.
1231
 Die
Reichsstadt Regensburg würdigte die Herzogin ebenfalls durch das Läuten der Glocken,
                                                           
1226
Vgl. BayHStA, KL. Fasz. 424/9 (Aufstellung der Besitztümer der Herzogin Kunigunde), fol. 6
r
: das
ausgeben nach unnser gnädigen hertzen allerliebsten frawen unnd muter sällig hinschaiden aus
dissem ellenndt, zu ir fürstlichen gnaden besingen sibentunddreyssigist als zu den Parfüssen, auch
umb die wax den vätern, umb die dreymal opfern, die dreigst tag gen unnser frawen und parfüssen,
auch inn alle prüderschaft und des Ridlers swestern vmb ir mue und opfer...
1227
Vgl. TLA Innsbruck, Raitbuch 68 (1520), fol. 292: Georg Funda erhielt am 23. September 24 Gulden
und 46 Kreuzer für Wachskerzen und Wachlohn.
1228
Vgl. TLA Innsbruck, Raitbuch 68 (1520), fol. 295.
1229
Vgl. TLA Innsbruck, Raitbuch 68 (1520), fol. 295.
1230
Vgl. TLA Innsbruck, Raitbuch 68 (1520), fol. 295.
1231
Vgl. StadtA Augsburg, Baumeisterbücher 1520, fol 64: Auff den ersten tag septembris der hertzogin
von München besingknus wurden verschiedene Ausgaben verzeichnet. Dazu gehörte der Kauf von 27
Pfund Wachs und Opferbrot sowie die Kosten für die Abhaltung 37 Messen. Der Convent der

275
wie der Chronist Leonhard Widmann berichtet, der Kunigunde ebenso wie der bayeri-
sche Historiker Aventin in seinem kurzen Nachruf sogar mit der Heiligen Elisabeth von
Thüringen verglich: [Sie] hat ein strengs, seligs leben geführt, ist wol dy ander Elizabet
von Hessen genant.
1232
 Widmann stand in seiner Verehrung für die fromme Herzogin
allerdings nicht allein, sondern teilte diese offenbar mit weiten Teilen der bayerischen
Bevölkerung. Daß Kunigunde bei den Gläubigen ihrer Heimat nicht in Vergessenheit
geriet, belegt auch ein Eintrag im „Lexikon der deutschen Heiligen“, wo Kunigunde
immerhin mit dem Titel einer „Ehrwürdigen“ bezeichnet wird.
1233
Auch die Schwestern des Pütrich-Regelhauses vergaßen die Herzogin nicht, die immer-
hin zwölf Jahre in ihrer Gemeinschaft zugebracht hatte. An ihrem Todestag wurde stets
eine Gedenkmesse gehalten, wie ein Eintrag in einem Buch über die Jahrtage des
Pütrich-Klosters aus dem Jahr 1665 belegt.
1234
Der Todestag der Herzogin und der ihres Bruders finden sich zudem in einem Anni-
versarium des Pütrich-Regelhauses, das etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstan-
den ist. In desem Büchlein sind die Jahrtage der Stifter und Wohltäter des Klosters ver-
zeichnet, zu denen neben Kunigunde und Maximilian auch der Wilhelm IV., der Sohn
der bayerischen Herzogin, sowie dessen aus Baden stammende Gemahlin Jacobäa
gehörten.
1235
 Die genannten Aufzeichnungen stellten also sicher, daß die Herzogin auch
in den folgenden Jahrhunderten nicht nur als Schwester, sondern auch als Wohltäterin
im Gedächtnis der Schwestern des Regelhauses verankert blieb.
                                                                                                                                                                              
Barfüsser erhielt einen Lohn für seine Beteiligung an den Feierlichkeiten ebenso wie die Pedelle,
Ratsdiener und Opfersorger.
1232
Vgl. O
EFELE
, Edmund von (Bearb.): Leonhard Widmann, Chronik von Regensburg 1511-43. 1522-55,
in: Regensburg, Landshut, Mühldorf, München (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins
16. Jahrhundert, Bd. 15.  Die Chroniken der bayerischen Städte) Unver. Nachdr. der Ausgabe Leipzig
1878. Götttingen 1967. S. 35. Zu Leonhart Widmann (ca. 1490 - 1557), dem Vikar am Kollegiatstift
der Alten Kapelle in Regensburg vgl. Rudolf R
EISER
: Widmann, Leonhard, in: BBB, S. 843. Zu
Aventins Vergleich: L
EIDINGER
, Aventinus, S. 13.
1233
Vgl. T
ORSY
, Lexikon, Sp. 333.
1234
Vgl. BayHStA, KL-Fasz. 424/11. Unter dem Todesdatum der Herzogin, dem 6. August, findet sich
folgender Eintrag: Im monat augusti gestiffte mössen im Chor:
Am 6. augusti anno 1520 ist zu Gott selig verschiden die durchleuchtigiste fürstin und frau, frau
Kunigunda pfaltzgravin bey Rain, herzogin in ober und nider Bayren, geborne ertzhertzogin zu
Österreich, unser genedigiste firstin und frau, auch stifftrin, liebe und gotfromme muetter dises
gottshaus und convents, die hat in ihrem testament verordnet, daß man an dem tag, daran sye aus
disem leben verschiden, in unserm gotshaus ain meß halten und ain jede schwester ain lang vigill mit
lection halten solle. An fest als verklärung Christi also 6 augusti wurdt die heilige möss aufgeopfert,
die unser firstin Kunigundt ,und dabey am chor 5 waxkärzen angebrandt, auch ain lange vigil zu
bethan, aufgeschieben...
1235
Vgl. S
CHNEIDER
, Deutsche Handschriften, Bd. 5,7, S. 176.

276
16.2 Versuch einer Charakteristik Kunigundes
Mit vielen lobenden Worten würdigte der Verfasser der Wessobrunner Fortsetzung der
„Bayerischen Chronik“ Ulrich Füetrers die bayerische Herzogin.
1236
 Es ist zwar anzu-
nehmen, daß ihm bei dieser topischen Aufzählung positiver Verhaltens- und Charakter-
merkmale nicht nur das Bild Kunigundes vor Augen stand, sondern daß er, um das Lob
noch stärker hervorzuheben, dieser die Attribute einer „idealtypischen“ Fürstin im spä-
ten Mittelalter zuschrieb. Daß Kunigunde aber zumindest über einige der genannten
Eigenschaften tatsächlich verfügte, belegen andere Quellen. So war offenbar die Fröm-
migkeit, eine der wichtigsten Eigenschaften auch im ausgehenden Mittelalter, gerade bei
der bayerischen Herzogin besonders ausgeprägt und wurde daher immer wieder in
Beschreibungen erwähnt.
1237
 Sie zeigte sich nicht zuletzt an ihrem Verhalten nach dem
Tod Herzog Albrechts, als die Witwe den Rückzug in das Pütrich-Regelhaus einer Wie-
derverheiratung oder einem Aufenthalt am herzoglichen Hof in München vorzog. Die
tiefe Religiosität Kunigundes war schon relativ früh auch außerhalb ihrer näheren
Umgebung bekannt, wie das Schreiben des Schweizer Dekans Albrecht von Bonstetten
an die Herzogin zeigt, der ihr verschiedene Reliquien zum Geschenk machte, um so
einer von ihm geäußerten Bitte mehr Nachdruck zu verleihen.
1238
Auch die in der Füetrer-Fortsetzung gerühmte Tapferkeit war der Herzogin ganz offen-
sichtlich nicht fremd. Die gegen den Willen des Vaters geschlossene Ehe mit Herzog
Albrecht und die Jahre des Streits mit dem Kaiser, in denen Kunigunde sich immer wie-
der um eine Aussöhnung mit ihrem Vater bemühte, forderten sicherlich ein gewisses
Maß an Mut. Ähnlich couragiert zeigte sich Kunigunde auch in späteren Jahren immer
dann, wenn es sich um das Wohlergehen ihrer Kinder handelte. Dabei schreckte sie auch
nicht vor Kritik ihres Bruders zurück, der nicht immer von ihrem politischen Engage-
                                                           
1236
Vgl. F
ÜETRER
, Bayerische Chronik, Wessobrunner Fortsetzung, S. 260f. Erstmals gedruckt wurde die
in einem Aufatz von W
ÜRTHMANN
, Ausgewählte Stellen, hier S. 78f.
1237
So bemühte sich etwa Dietrich von Plieningen, der der Herzogin nach dem Tod ihres Bruders
Maximililian die deutsche Übersetzung des Seneca-Werkes Consolatio ad Marciam zukommen ließ,
in seiner für Kunigunde bestimmten Widmung, diese als „Exempel“ dazustellen. Kunigunde habe
nämlich, rühmte Plieningen, nach dem Tod ihres Mannes nicht maßlos getrauert, sondern stattdessen
Trost im Glauben gesucht und sich daher in ain diemuttigs Cleysle zurückgezogen. um dort got zu
dienen. Vgl. G
ERLACH
, Übersetzungswerk, S. 119 und S. 237.
1238
Vgl. B
AUMANN
, Albrecht von Bonstetten, S. 322f. sowie H
EGI
, Geächtete Räte, S. 436, Anm. 2 und 3.
In diesem Schreiben bezeichnete Albrecht von Bonstetten die bayerische Herzogin unter anderem als
christennliche[n], loblichiste[n] furstin und ware[n] liebhaberin aller göttlichen dinge[n].

277
ment begeistert war.
1239
 Das Lob Dietrichs von Plieningens, Kunigunde erwarte mit
vnerschrocknem gemuet ihren Tod,
1240
 ist wohl als Verknüpfung der beiden genannten
Aspekte zu sehen: Kunigundes Tapferkeit entstand in dieser Situation vor allem aus
ihrem starken Glauben heraus, wie auch die Verfasserinnen der Pütrich-Klosterchronik
rühmend herverhoben.
Das Verhalten der bayerischen Herzogin nach dem Tod ihres Mannes belegt zudem, daß
der Fortsetzer der Füetrerschen Chronik mit seinem Lob, Kunigunde sei eine
vernünfftige fraw gewesen, durchaus im Recht war. Dadurch, daß sie vor ihrem Eintritt
in das Pütrich-Regelhaus auf einen Großteil der ihr zustehenden Einkünfte verzichtet
hatte, bewahrte sie das Herzogtum, das sich seit dem Landshuter Erbfolgekrieg in
großen finanziellen Schwierigkeiten befand, vor weiteren finanziellen Belastungen.
1241
Mit ihrer Morgengabe, die ihr rechtlich zustand, versuchte sie sogar, die Schulden ihres
Mannes aus der Zeit des Erbfolgekrieges zurückzuzahlen, um so die Seele ihres Mannes
zu retten. Obwohl die Rückzahlung der Schulden bei Kunigunde aus einem starken reli-
giösen Bedürfnis heraus entstand, war die Aktion zugleich auch vernünftig, da gerade
viele kleinere Kirchen Geld verliehen hatten, das sie selbst nötig hatten: Kunigunde
sicherte auf diese Weise ihrem Mann und sich ein gutes Andenken.
Natürlich blieb es aber nicht aus, daß zuweilen auch bei Kunigunde die Gefühle über die
Argumente der Vernunft siegten. So widersetzte sie sich zugunsten ihres mittleren Soh-
nes Ludwig der von Herzog Albrecht festgelegten Nachfolgeregelung, die das Land
Bayern vor künftigen Teilungen und weiteren finanziellen Problemen hatte bewahren
sollen, und zeigte so, wie sehr sie noch dem mittelalterlichen Denken der Teilung von
Regierungsgewalt verhaftet war. Nur die Tatsache, daß Ludwig unverheiratet blieb,
sorgte letztendlich für die endgültige Einigung des Herzogtums Bayern und öffnete so
den Weg zum „modernen Einheitsstaat“.
Daß Kunigunde auch nit hochfertig war, wie der Füetrer-Fortsetzer schreibt, zeigt unter
anderem ein an die Herzogin adressiertes Bittschreiben des Innsbrucker Gärtners
Balthasar Hornbach, in dem dieser etliche Jahre nach ihrem Aufenthalt bei Erzherzog
                                                           
1239
So scheute sich Kunigunde auf dem Augsburger Schiedstag im Jahre 1504 nicht, ihren Bruder vor der
gesamten Bundesversammlung auf Knien um ein günstiges Urteil für sich und ihre Familie anzuflehen.
Vgl. oben Kap. 9 und 10  sowie U
LMANN
, Maximilian, Bd. 2, S. 187. Auch im Jahre 1514, als es
zwischen ihren Söhnen Wilhelm und Ludwig um die Nachfolge Albrechts IV. ging, war es Kunigunde,
die zugunsten Ludwigs unerschrocken sowohl mit der bayerischen Landschaft als auch mit Kaiser
Maximilian und dessen Gesandten verhandelte. Vgl. oben Kap. 14.1.
1240
Vgl. G
ERLACH
, Übersetzungswerk, S. 119 und S. 237.
1241
Vgl. oben Kap. 11.

278
Sigmund von Tirol ausdrücklich daran erinnert, daß sie sich nach ihrer Heirat persönlich
von ihm verabschiedet hatte:„...datzumal euer fürstlich gnaden mir gnedig abschid
geben...
1242
 Diesen Kontakt verdankte Kunigunde der Tatsache, daß sie offensichtlich
die Vorliebe für den Gartenbau mit ihrem Vater Friedrich gemein hatte. Das bayerische
Herzogspaar kannte zudem keine Berührungsängste zu den Bürgern seines Fürstentums
und den Vertretern des Münchner Patriziats. Neben ihrer Teilnahme an Treffen mit eher
repräsentativem Charakter, zu denen das feierliche Bürgermahl am Dreikönigstag
ebenso gehörte wie die Festmahle anläßlich der Ratswahlen, spielten Herzog und Her-
zogin gelegentlich auch mit ihren Bürgern Karten.
1243
 Selbstverständlich konnten die
Bürger des Herzogtums jederzeit an ihre Landesmutter Bittbriefe richten, die Kunigunde
auch zur Kenntnis nahm und gegebenenfalls an ihren Bruder oder andere einflußreiche
Persönlichkeiten weiterleitete. Auch in ihren letzten Lebensjahren im Pütrich-Regelhaus
zeigte sie keine Spur von Hochmut: Sie lehnte es ab, andere Speisen als die Mitschwe-
stern zu sich zu nehmen, auch ihre Unterkunft und ihre Kleidung unterschieden sich,
wie mehrfach betont wird, in ihrer Einfachheit nicht von denen ihrer Gefährtinnen.
1244
Trotz ihrer offenkundigen Bescheidenheit vergaß Kunigunde jedoch nie ihre Abstam-
mung, die sie, wenn es ihr notwendig schien, auch als Argument einsetzte, wie bei-
spielsweise in einem Brief an Maximilian, in dem sie diesem erklärte, sie sei eine gebo-
rene Fürstin von Österreich und habe einen Fürsten von Bayern geheiratet und von die-
sem junge Fürsten, keine Grafen oder Bastarde empfangen.
1245
Literarisch konnte die Herzogin nicht mit den gebildeten Frauen der beginnenden
Renaissance mithalten; dennoch zeigen die Bücher aus ihrem Besitz, daß sie nicht nur
geistliche Schriften, sondern auch zeitgenössische Romane und Dichtungen und sogar
antike Texte (Dietrich von Plieningens Übersetzung der Consolatio ad Maciam) gekannt
und gelesen hat. In ihrer Rolle als Herzogin erhielt sie selbstverständlich Wid-
mungsexemplare, die sie ebenfalls in ihre Bibliothek aufnahm.
Betrachtet man das gesamte Leben der Herzogin, so läßt sich eine zunehmende Unab-
hängigkeit ihrer Handlungen von den an sie gestellten Erwartungen feststellen: Hier
wären beispielsweise die vom Vater unerwünschte Heirat oder der gegen den Willen des
gesamten Hofes erfolgte Eintritt in das Pütrich-Regelhaus zu nennen. Auch in politi-
schen Angelegen bewies Kunigunde gerade in ihren letzten Lebensjahren großes Enga-
                                                           
1242
Vgl. BayHStA, KÄA 973, fol. 87 (Schreiben des Baltasar Hornbach vom 13. August 1494).
1243
Vgl. B
ASTERT
, Münchner Hof, S. 135f.
1244
Vgl. oben, Kap. 12.3.

279
gement. Um das bestmögliche für ihre Kinder zu erreichen oder um diese vor in ihren
Augen unberechtigten Anschuldigungen zu schützen, korrespondierte sie sogar mit den
Königen von Portugal und Spanien, wobei sie selbstverständlich an die bestehende
Verwandtschaft appelliete, um daraus einen Vorteil für ihre Familie zu erreichen.
Gerade mit den Briefen nach Portugal knüpfte sie eng an die letzten Pläne Kaiser Ma-
ximilians an und zeigte damit die enge Verbundenheit an das Haus Österreich, die sie
auch nach mehr als 30 Jahren, die sie in Bayern zugebracht hatte, noch nicht aufgegeben
hatte.
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