Von Anken Bohnhorst-Voll-
mer
Ein besonderes Bier in
einer besonderen Um-
gebung – das gibt es im
Marienstatter Brauhaus
des Zisterzienser Klosters
im Westerwald. Knapp
600 Gäste können hier bei
gutem Wetter bewirtet
werden.
Einige Tage noch muss das
Jungbier nachgären und la-
gern, ehe es erneut gefiltert
und anschließend abgefüllt
werden kann. Am 23. April,
dem Welttag des Bieres und
dem Jahrestag des Rein-
heitsgebots, präsentiert das
Marienstatter Brauhaus sein
Jubiläumsbier. Es wird eine
eigene Kreation sein, ver-
rät Pater Dominikus, der
Cellerar des Zisterzienser-
Klosters. Bierbrauen ist ein
Kunsthandwerk, bei dem
es nicht nur darum geht,
die erforderlichen Zutaten
zusammen zu rühren. Viel-
mehr muss der Braumeister
Wirkung und Geschmack
aller Zutaten kennen, um
ein originelles und originales
Getränk zu produzieren.
Es gab täglich Bier
für alle
Das Kloster Marienstatt
blickt auf eine lange Brau-
tradition zurück, die bis in
die Mitte des 14. Jahrhun-
derts reicht. 1362 haben
dort ansässige Mönche zum
ersten Mal ihr eigenes Bier
gebraut. Rund 450 Jahre
später, im Jahr 1802, ver-
fügte ein Regierungsrat, dass
jeder Geistliche, die Dienst-
leute und Tagelöhner täglich
so viel Bier erhalten sollen,
wie sie trinken mögen. Das
Gesinde erhielt Halbbier,
die Geistlichen Starkbier.
Bis Anfang des Jahres 1908
floß das Marienstatter Bier
– auch in die umliegenden
Lokale. Doch der Betrieb war
unwirtschaftlich geworden.
Die Brauerei wurde für fast
100 Jahre geschlossen.
Die Klostergemeinschaft
beschloss, die alte Tradition
wieder aufzunehmen. Das
überlieferte Rezept für das
naturtrübe, dunkle Mari-
enstatter Klosterbräu wurde
in der Klosterbibliothek wie-
derentdeckt: „Nach dem Bau
einer kleinen Hausbrauerei
wurde am 1. Mai 2004 um
11 Uhr im umgebauten Mari-
enstatter Brauhaus das erste
Fass angestochen. Seitdem
ist das Brauhaus mit der
klösterlichen Hausbrauerei
wieder in aller Munde“, sagt
der Cellerar.
Gebraut wird ein dunkles,
untergäriges Landbier, des-
sen charakteristische tief-
braune Farbe durch eine be-
sondere Malzmischung ent-
steht. „Mit einer Stammwür-
ze von 12,7 bis 13 Prozent
und einem Alkoholgehalt um
die fünf Prozent ist es etwas
gehaltvoller als ein normales
Pils“, teilt die Brauerei mit.
„Da unser Klosterbräu stets
ganz frisch in den Ausschank
gelangt, können wir auf
jede Form von künstlicher
Klärung, Stabilisierung und
Kurzzeiterhitzung verzich-
ten. Unsere Gäste erhalten
ein noch leicht hefetrübes
Naturprodukt, bei dem ne-
ben dem vollem Geschmack
auch alle wertvollen Inhalts-
stoffe wie Eiweiße, Vitamine
und Mineralstoffe in vollem
Umfang erhalten sind“, er-
läutert Pater Dominikus. 500
bis 700 Hektoliter werden
jährlich im Marienstatter
Brauhaus gebraut.
Längst ist auch der gastro-
nomische Betrieb so ausge-
baut, dass viele Gäste hier
einkehren. Allein im Haus
habe man 250 Plätze, und im
Biergarten können noch ein-
mal 350 Besucher bewirtet
werden, berichtet Angelika
Budwech, Betriebsleiterin
der Marienstatter Brauhaus
GmbH.
Das ganze Jahr über hat
das Brauhaus geöffnet, in
der Zeit von Mai bis Oktober
sogar ohne Ruhetag. Das sei
harte Arbeit, räumt sie ein,
denn nicht alle Gäste wür-
den Zeit mitbringen. Schade
sei das, sagt sie. Schließlich
sei das Kloster kein Ort, um
gehetzt zu werden, sondern
um zu verweilen. Tatsäch-
lich kommen Busreisende,
Wanderer, Motorradfahrer
und auch Menschen, die die
Stille suchen, die in Ruhe
einkehren wollen und sagen,
„Marienstatt tut meinem
Herzen gut.“ Der eigent-
liche Hintergrund für den
gastronomischen Betrieb sei
ohnehin, die Pilger, die sich
auf den Weg hierher aufge-
macht haben, nicht wieder
hungrig auf den Heimweg
zu schicken, macht Angelika
Budwech deutlich.
Schmalzbrot, Fisch,
Haxe, Kesselfleisch
Deshalb bieten sie und
ihr Brauhaus-Team neben
Schmalzbrot, Fisch und ve-
getarischen Köstlichkeiten
auch deftige Speisen wie
Grillhaxe, Kesselfleisch und
Rinderbraten an – in der
Hopfendarre, im Kloster-
stübchen, in der Braustube
oder im Sudkeller, in dem
die Gäste um den kupfer-
glänzenden Kessel herum
sitzen können. Ganz nah am
Jubiläumsbier.
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EXTRA 15
Cellerar Pater Dominkus am Herzstück des Brauhauses in der Abtei Marienstatt im Westerwald. Die Gäste kommen täglich dorthin und wissen das würzige Bier und
die deftige Hausmannskost zu schätzen. Die Abtei legt auf Gastfreundschaft großen Wert.
Foto: Anken Bohnhorst-Vollmer
Naturtrüb, rein und selbst gebraut
500 bis 700 Hektorliter Bier werden jährlich in der Abtei Marienstatt hergestellt