Zahnstatus 2011 Sechsjährige in Österreich



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Alle Kinder 

Ohne Mig  

Mig 

Matura 


Ohne Matura 

 

32

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

3.1.8



 

Ergebnisse zum Mundgesundheitsverhalten 

In Österreich werden Kindergarten-  und Volksschulkinder gemäß den Standards der 

oralen Gruppenprophylaxe (OSR-Kommission Zahnmedizin, Prophylaxe 2009) großflä-

chig bis flächendeckend zahngesundheitlich betreut. Hauptstütze der Gruppenprophy-

laxe-Programme sind Zahngesundheitserzieherinnen (ZGE). Diese besuchen Kinder-

gärten und Volksschulen und vermitteln den Kindern in spielerischer Form die Grund-

pfeiler der Kariesprophylaxe (das sind regelmäßiges  tägliches Zähneputzen mit 

fluoridierter Zahnpasta, zahnfreundliche  Ernährung  sowie  regelmäßige zahnärztliche 

Kontrollbesuche). Die ZGE versuchen auch Eltern, Kindergärtnerinnen und Lehrperso-

nen für das Thema Zahngesundheitsvorsorge zu sensibilisieren. Mittels Elternabenden, 

Vorträgen, Gesprächen und Informationsblättern soll bei erziehenden Personen 

Zahngesundheitsbewusstsein geschaffen werden.  

Die  folgenden Abschnitte erörtern, in welchem Grad  Mundgesundheitslenkung  in 

Kindergärten oralprophylaktisches Verhalten in der Familie beeinflusst. Die Daten zum 

Mundgesundheitsverhalten liefern die Eltern- und Kinderbefragungen. Hinsichtlich der 

Aussagekraft ist zu bedenken, dass Eltern und auch Kinder hin und wieder sozial 

erwünschte Antworten liefern. Dies kann zu Verzerrungen der Aussagekraft von 

Ergebnissen führen.  

Ergebnisse zu Kindergartenbesuch und Zahngesundheitserzieherin (ZGE) 

Die große Mehrheit der Sechsjährigen (86 %) besuchte den Kindergarten und erinnert 

sich  auch  noch  an die  ZGE  im Kindergarten.  Zusätzliche  13 Prozent waren zwar im 

Kindergarten, konnten sich an den  Besuch der ZGE aber nicht mehr erinnern. Rund 

1 Prozent der erhobenen Buben und Mädchen besuchten  keinen Kindergarten. Die 

Hälfte dieser Kinder gibt dennoch an, sich an die ZGE erinnern zu können (vgl. Abbil-

dung 3.13). Ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Kindergartenbesuch und sozio-

demografischer  Schichtzugehörigkeit lässt sich nicht feststellen.  Am auffälligsten ist 

noch, dass  am häufigsten Migrantenkinder angaben,  den  Kindergarten besucht  zu 

haben und sich an die ZGE aber nicht mehr erinnern.  


 

Kapitel 3 / Ergebnisse 

33

 

Abbildung 3.13:  



6- bis 7-Jährige – Befragung: Kindergartenbesuch und ZGE 

(Zahngesundheitserzieherin) nach Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in 

Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Ergebnisse zum Zähneputzen 

Als wesentlichsten Risikofaktor für die Entstehung von Karies nennen zahnmedizini-

sche Experten und Expertinnen mangelnde Zahnhygiene. „In den ersten Lebensjahren 

gehört das Zähneputzen bei Kindern unbedingt in Elternhand. „Ab  Schuleintritt  soll 

dann  das Kind bereits selbst seine Zähne  putzen, die Eltern müssen aber bei der 

Zahnpflege noch nachhelfen bzw. kontrollieren“.  (Kariesprophylaxe mit Fluoriden – 

Empfehlungen der OSR-Kommission Zahnmedizin, Prophylaxe, Stand Oktober 2003).  

10 



20 

30 


40 

50 


60 

70 


80 

90 


100 

Kindergarten mit 

ZGE 

Kindergarten ohne 



ZGE 

Kein Kindergarten 

aber ZGE 

Kein Kindergarten 

keine ZGE 

Alle Kinder 

Mädchen 

Buben 


Ohne Mig  

Mig 


Matura 

Ohne Matura 



 

34

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

Abbildung 3.14: 



6- bis 7-Jährige – Befragung: Wer putzt die Kinderzähne, nach Migrationshintergrund 

und Bildung der Eltern in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Die Erstklässler/innen  wurden  gefragt,  wer ihre Zähne putzt.  Abbildung  3.14  zeigt, 

dass knapp die Hälfte (46 %) der Sechsjährigen ihre Zähne - ohne Unterstützung der 

Eltern – „selbst“ putzt. Demgegenüber putzt der etwas größere Teil (49 %) die  Zähne 

zuerst selbst, aber  – gemäß der Empfehlung der OSR-Kommission – putzt ein Erwach-

sener noch nach. Bei fünf Prozent der Erhobenen werden die Kinderzähne ausschließ-

lich von einem Erwachsenen gereinigt. Vereinzelt gibt es scheinbar auch  Kinder, bei 

denen Milchzähne nicht geputzt werden (0,1 % aus der Mädchengruppe, 0,1 % aus der 

Gruppe der Kinder mit Migrationshintergrund sowie 0,1 % aus der Gruppe der Kinder 

mit Eltern ohne Matura geben an, dass ihre Zähne niemand putzt).  

In Familien mit Migrationshintergrund wird den Kindern am seltensten beim Zähneput-

zen  von  den  Eltern  geholfen.  Zudem  bewirkt  niedriger Bildungsgrad geringe  Bereit-

schaft der Eltern, die Kinderzahnpflege zu unterstützen (vgl. Abbildung 3.14). Kinder 

mit  Migrationshintergrund und niedrigem  Bildungsstatus  der  Eltern  weisen auch 

deutlich  erhöhte  Kariesaktivität  (d

3

mfs-Indexwerte)  aus  (vgl.  Abbildung  3.3).  Dieses 



Ergebnis  stützt demnach die  Ansicht  der OSR-Kommission, wonach sich 

von  Eltern-

hand  unterstützte  Mundhygiene positiv auf die Kariesprophylaxe  bei  Sechsjährigen 

auswirkt


.  

10 



20 

30 


40 

50 


60 

70 


80 

Kind putzt 

Kind und Erwachsener 

putzt 


Erwachsener putzt 

Niemand putzt 

Alle 

Mädchen 


Buben 

Ohne Mig 

Mig 

Matura 


Ohne Matura  

 

Kapitel 3 / Ergebnisse 

35

 

Abbildung 3.15: 



6- bis 7-Jährige – Befragung zur Zahnputzfrequenz innerhalb der letzten 24 Stunden, 

in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Die Ergebnisse  zur Zahnputzfrequenz  sind in Abbildung  3.15  dargestellt. Danach 

putzen beinahe drei  Viertel  (73 %)  der Sechsjährigen –  wie von zahnmedizinischen 

Expertinnen und Experten empfohlen –  ihre Zähne mindestens  zweimal  täglich. 

Zusätzliche  20 Prozent betreiben zumindest  einmal täglich Mundhygiene.  Rund acht 

Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger sagen allerdings, dass ihre Zähne 

nicht täglich gereinigt werden. Am häufigsten sagen Kinder mit Migrationshintergrund 

und jene Kinder von  Eltern  ohne Matura, dass  bei ihnen Zähneputzen  nicht zu den 

täglichen Routinehandlungen gehört. Unter Kindern mit niedrigem Bildungsstatus der 

Eltern und jenen mit Migrationshintergrund ist auch „zweimal tägliches Zähneputzen“ 

im Vergleich zum Durchschnitt deutlich weniger häufiger verbreitet.  

Ergebnisse zum Zahnarztbesuch 

Expertinnen und Experten empfehlen zwischen dem sechsten und neunten Lebensmo-

nat der Kinder ein erstes Beratungsgespräch in der Zahnarztpraxis, da zu diesem 

Zeitpunkt die ersten Milchzähne durchbrechen. Danach sollen die Kinder regelmäßig 

(einmal jährlich) von den Eltern in die Zahnarztpraxis mitgenommen werden, damit 

sich die Kinder an Zahnarztbesuche gewöhnen und diese für sie nicht angstbesetzt 

sind (Yüksel 2010).  

10 



20 

30 


40 

50 


60 

70 


80 

Seltener als 1x 

1x 

2x 


3x 

Öfter als 3x 

Alle  

Mädchen 


Buben 

Ohne Mig 

Mig 

Matura 


Ohne Matura 

 

36

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

Auf die Frage, ob die Kinder in ihrem Leben schon mindestens einmal beim Zahnarzt 



oder bei der Zahnärztin waren, sagen die meisten (83 %), dass sie schon einmal dort 

waren und dass ihnen der Zahnarzt oder die Zahnärztin auch in den Mund geschaut 

hat.  Ein zusätzliches Prozent  war schon einmal in der Zahnarztpraxis, jedoch wurde 

den Kindern dort angeblich nicht in den Mund geschaut. 

13 Prozent geben an, dass sie 

noch nie bei einer Zahnärztin oder einem Zahnarzt waren 

und zusätzliche vier Prozent 

können sich nicht mehr daran erinnern, ob sie schon einmal bei der Zahnärztin oder 

dem Zahnarzt waren. Abbildung 3.16 zeigt keine Korrelation zwischen zahnärztlicher 

Inanspruchnahme  und  soziodemografischer Schichtzugehörigkeit der Kinder auf. Die 

Unterschiede im zahnärztlichen Inanspruchnahme-Verhalten nach Geschlecht, Bildung 

und Migration sind nicht bedeutend.  

Abbildung 3.16:  

6- bis 7-Jährige – Befragung: Zahnarztbesuch, nach Migrationshintergrund und 

Bildung der Eltern, in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Ergebnisse zu Ernährungsgewohnheiten 

Die Eltern wurden gefragt, wie oft ihre  Kinder Süßigkeiten essen. Demnach essen 

17 Prozent der Kinder mehrmals pro Tag Süßigkeiten. Die meisten Eltern (42 %) geben 

an, dass ihre Kinder einmal pro Tag Süßigkeiten zu sich nehmen, während ein Drittel 

der Kinder (34 %)  nur  mehrmals  pro  Woche Süßigkeiten  isst. Sechs Prozent naschen 

noch  seltener. Ein Prozent der Eltern konnten keine Auskunft zum  Süßigkeiten-

Konsum  ihrer Kinder geben. Ausgeprägte geschlechtsspezifische, soziokulturell 

10 



20 

30 


40 

50 


60 

70 


80 

90 


ja, hineingeschaut 

ja, nicht 

hineingeschaut 

nein 


weiß nicht 

Alle 


Mädchen 

Buben 


Ohne Mig 

Mig 


Matura 

Ohne Matura 



 

Kapitel 3 / Ergebnisse 

37

 

bestimmte  bzw. bildungsabhängige Naschgewohnheiten der Kinder (repräsentiert 



durch der Frage „Wie oft essen die Kinder Süßigkeiten“)  sind nicht ableitbar (vgl. 

Abbildung 3.17).  

Abbildung 3.17:  

6- bis 7-Jährige – Befragung: Wie oft wird Süßes gegessen, nach 

Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Auf die Frage,  was ihre Kinder vorwiegend trinken, gab der überwiegende  Teil der 

Eltern (58 %) an, dass bei ihnen zuhause die Kinder vorwiegend ungesüßte Getränke zu 

sich nehmen.  Demgegenüber sagen 42 Prozent der Eltern, dass ihre Kinder zuhause 

vorwiegend gesüßte Getränke konsumieren (vgl.  Abbildung  3.18).  Unterschiede  in 

Trinkgewohnheiten  manifestieren sich  kaum nach soziodemografischen Parametern 

und sind daher vernachlässigbar. 



10 



15 

20 


25 

30 


35 

40 


45 

50 


Alle 

Mädchen 


Buben 

Ohne Mig 

Mig 

Matura 


Ohne Matura 

 

38

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

Abbildung 3.18:  



6- bis 7-Jährige – Befragung: Was wird vorwiegend getrunken, nach 

Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Die Kinder wurden von der Dateneingabeperson auch nach ihrer „heutigen Jause“ und 

dem „heutigen  Jausengetränk“ befragt. Das Untersuchungsteam stufte  Jause und 

Jausengetränk nach den Kriterien  „gesunde Jause“ versus „kariogene Jause“ bzw. 

„gesüßtes Jausengetränk“ versus „ungesüßtes Jausengetränk“ ein (vgl. Abbildung 3.19). 

10 


20 

30 


40 

50 


60 

70 


Alle  

Mädchen 


Buben 

Ohne Mig 

Mig 

Matura 


Ohne Matura 

 

Kapitel 3 / Ergebnisse 

39

 

Abbildung 3.19:  



6- bis 7-Jährige – Beurteilung „heutige Jause und heutiges Getränk durch 

Untersucher/innen“, nach Migrationshintergrund und Bildung der Eltern in Prozent 

 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 



Mehr als drei Viertel (79 %) der erhobenen Kinder hatten am Untersuchungstag eine als 

kariogen eingestufte Jause mit und bei beinahe  der Hälfte (42 %) der Sechsjährigen 

ordneten die Untersuchungsteams das mitgebrachte Jausengetränk dem Kriterium 

„gesüsst“ zu.  Überraschend ist, dass gerade  Kinder mit Migrationshintergrund am 

häufigsten ungesüßte zahnfreundliche  Jausengetränke  mitbrachten. Assagekräftige 

Unterschiede im „Jausenverhalten“ der Kinder in Abhängigkeit  ihrer soziodemografi-

schen Zugehörigkeit weisen die vorliegenden Daten jedoch nicht aus (vgl. Abbildung 

3.19).  


 

 



10 

20 


30 

40 


50 

60 


70 

80 


90 

Alle  


Mädchen 

Buben 


Ohne Mig 

Mig 


Matura 

Ohne Matura 



 

40

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

Zusammenfassung 



Ein gutes Drittel (39 %) der Sechsjährigen erfreut sich eines „völlig gesunden Gebisses“. 

Bei diesen Kindern liegt der d

1+2+3

mft-Indexwert bei null. An ihren Milchzähnen finden 



sich auch keine Kariesvorstufen.  

Gut die Hälfte (52 %) ist nach WHO-Definition kariesfrei (no obvious decay experience); 

d

3

mft = 0.  



15 Prozent  haben  zwar  mit Karies schon  Erfahrung gemacht  (d

3

mft > 0), die  akut 



kariösen Kinderzähne sind aber bereits vollständig saniert (d

3

t = 0).  



Der großen Gruppe der Mädchen und Buben, die kariesfrei sind oder  sanierte Zähne 

haben (67 %),  steht die relativ kleine Gruppe (33 %)  von  behandlungsbedürftigen 

Sechsjährigen (d

3

t > 0) gegenüber. Diese Kinder trifft die gesamte Last der diagnosti-



zierten offenen kariösen Läsionen.  

Im Durchschnitt zeigen die Schulanfänger/innen 2,1 von Karies betroffene Milchzähne 

(d

3

mft-Index) bzw. 5,1 betroffene Zahnflächen (d



3

mfs-Index).  

Der Sanierungsgrad (Care Index Percentage) beträgt lediglich 40 Prozent. Das bedeu-

tet, dass über die Hälfte der als kariös  befundeten  Milchzähne  (60 %)  keine intakte 

Füllung aufweist.  

Das Risikodrittel der Sechsjährigen leidet an durchschnittlich 5,3 von Karies betroffe-

nen Milchzähnen. Dieser relativ hohe SiC-Indexwert weist auf die deutliche Polarisie-

rung hin.  

Jene Kinder mit hoher Karieserfahrung und hohem Sanierungsbedarf kommen  zum 

größten Teil aus  Familien mit geringerem Bildungsstatus bzw. mit Migrationshin-

tergrund.  Während der Durchschnitt der Sechsjährigen 2,8 akut  kariöse Flächen (d

3

s) 



aufweist, steigt der entsprechende Wert bei Kindern mit Migrationshintergrund auf 5,5 

(fast das Doppelte) und bei Kindern von Eltern ohne Matura auf 5,2.  

Karieserfahrung  und Behandlungsbedarf fallen  nach Bildung und Migration markant 

unterschiedlich aus. Nach Geschlecht zeigen sich kaum entsprechende Unterschiede.  

Die Ergebnisse  der Plaquemessungen  unterstreichen  den Zusammenhang zwischen 

Mundhygiene  und Karieserfahrung.  Grundsätzlich  sind  die  Mundhygiene-Maßnahmen 

bei den erhobenen  Sechsjährigen  noch zu verbessern.  Der Durchschnitts-VPI  von 

17 Prozent besagt, dass  die  Milchgebisse der  Schulanfänger/innen  an  zwei Zähnen 

Plaque-Beläge aufweisen. Während die Hälfte (51 %) der Mädchen und Buben die Zähne 

vorbildlich putzt (VPI = 0 %), besteht bei zwölf Prozent der Kinder  aufgrund sehr 



 

Kapitel 3 / Ergebnisse 

41

 

schlechter Mundhygiene (VPI > 50 %) erhöhtes Kariesrisiko. Kinder mit Migrationshin-



tergrund (VPI =  30 %) oder auch jene Kinder von  Eltern ohne Matura (VPI = 26 %) 

weisen deutlich erhöhte VPI-Indexwerte auf. In dieser sozialen Schicht wird tägliches 

Zähneputzen auch deutlich weniger häufig praktiziert bzw. von den Eltern überwacht. 

 


 

42

 



© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus 2011 bei Sechsjährigen

 

4



 

Karies im Milchgebiss, 1996 bis 2011 

Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Milchzahnkaries in Österreich zwischen 

den Jahren 1996 und 2011 und beschreibt Veränderungen anhand wesentlicher, 

international gebräuchlicher Kariesparameter (Anteil kariesfreier Sechsjähriger, dmf-

Indexwerte, Sanierungsgrad, SiC-Indexwerte).  Dabei  ist zu berücksichtigen, dass die 

Studiendesigns  der unterschiedlichen Erhebungsjahre  etwas  voneinander abweichen. 

Während  z. B.  im  Jahr 1996 die Fünf-  bis  Sechsjährigen  in Kindergärten  erhoben 

wurden, fanden die nachfolgenden Untersuchungen  bei Sechs-  bis  Siebenjährigen in 

Volksschulen statt. In den Erhebungsjahren 1996 und 2001 wurden die Kariesdiagno-

sen noch nach dem traditionellen WHO-System erfasst. In den beiden letzten Erhebun-

gen  (2006 und 2011) wurde  bereits nach dem neuen ICDAS-II-System  klassifiziert. 

Dementsprechend sind die Prävalenzwerte vorangegangener Erhebungen mit jenen der 

Untersuchungsjahre 2006 und 2011 nur eingeschränkt vergleichbar.  Mit den Befra-

gungs-Items aus dem Jahr 2006 werden im Folgenden auch die neuesten Tendenzen 

im zahngesundheitlichen Verhalten herausgearbeitet.  

4.1

 

Kariesmorbidität 



Wie aus Tabelle 4.1 hervorgeht, stieg der Anteil kariesfreier Sechsjähriger innerhalb der 

letzten  15 Jahre  nur  geringfügig  an  (um 5 Prozentpunkte),  während der Anteil an 

behandlungsbedürftigen Kindern (% d

3

t > 0) im selben Zeitraum ebenso wenig zurück-



ging (um 7 Prozentpunkte). Diese Entwicklung zeigt, dass Österreich bezüglich Zahn-

gesundheit im Milchgebiss den Anspruch der WHO für das Jahr 2000 zwar erfüllt (die 

Hälfte der Sechsjährigen ist kariesfrei), um aber dem WHO-Postulat für das Jahr 2020 

zu entsprechen, sind verstärkte  Bemühungen gefordert.  Karies  im Milchgebiss muss 

noch konzentrierter abgewendet werden.  

Eindrucksvoll erscheint hingegen die Zunahme an Kindern mit vollkommen kariesfreien 

Milchgebissen (% d

1+2+3 


mft = 0). Der Anteil jener Sechsjährigen,  die  noch keinerlei 

kariöse Spuren an ihren Milchzähnen  aufweisen, ist innerhalb von 15 Jahren um 

32 Prozentpunkte angestiegen, sodass gegenwärtig ein gutes Drittel (39 %) der Erst-

klässler/innen  über  noch  vollkommen gesunde Milchzähne verfügt  (vgl. Tabelle  4.1). 

Parallel zu dieser Entwicklung reduzierte sich der Anteil  an Mädchen und Buben,  die 

lediglich  von beginnenden kariösen Veränderungen  (Kariesvorstufen:  d

1+2

t > 0) 


betroffen  sind  um 28 Prozentpunkte.  In der Zahnmedizin gilt, dass beginnende 

Schmelzkaries durch entsprechende Präventionsmaßnahmen (lokale Fluoridapplikation 

zusammen mit guter Mundhygiene) ausheilbar (reversibel) ist.  


 

Kapitel 4 / Karies im Milchgebiss, 1996 bis 2011 

43

 

Tabelle 4.1: 



6-bis 7-Jährige – Kariesmorbidität 1996 bis 2011, alle Kinder in Prozent 

Diagnose 

1996 

2001 


2006 

2011 


Völlig gesundes Gebiss 

(d

1+2+3



 mft = 0) 

30 



30 

39 


Kariesvorstufe 

(d

1+2 



> 0; d

3

mft = 0) 



40 

19 


15 

13 


Kariesfrei (d

3

mft = 0) 



47 

49 


45 

52 


Saniert (d

3

t = 0, mft > 0)



 

13 


18 

15 


15 

Behandlungsbedarf 

(d

3

t > 0) 



40 

32 


40 

33 


Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

Die folgenden Abschnitte setzen sich eingehender mit der Entwicklung der Karieser-

fahrung bei Kindern aus sozial schwächer gestellten Familien (Kinder mit Migrations-

hintergrund, Kinder von Eltern ohne Matura) auseinander.  

Tabelle 4.2: 

6-bis 7-Jährige – Kariesmorbidität 1996 bis 2011, nach Migration, Kinder in Prozent 

Diagnose 

2006 


2011 

Ohne Mig 

Mig 

Ohne Mig 



Mig 

Völlig gesundes Gebiss 

(d

1-3


 mft = 0) 

37 


17 

47 


23 

Kariesfrei (d

3

mft = 0) 



53 

29 


60 

35 


Behandlungsbedarf 

(d

3



t > 0)

 

32 



58 

24 


52 

Quelle, Berechnung und Darstellung: GÖG/ÖBIG 2012 

Aus Tabelle 4.2 ist wiederum deutlich ersichtlich, dass Kinder aus Familien mit Migra-

tionshintergrund  noch  an  vergleichsweise  viel zu hoher Karieserfahrung  leiden. 

Während in der Gruppe der einheimischen Kinder (ohne Mig) gegenwärtig schon mehr 

als die Hälfte (60 %)  kariesfrei  ist, leidet  in der Migrantengruppe noch  mehr als  der 

gleiche Anteil an  Dentinkarieserfahrung  (65 % haben Karieserfahrung; 35 % sind 

kariesfrei).  Völlig gesunde Milchgebisse findet man bei Kindern aus eingewanderten 

Familien  vergleichsweise  selten.  Ein  knappes Viertel (23 %)  der Sechsjährigen mit 

Migrationshintergrund gegenüber 47 Prozent  ihrer Altersgenossinnen und Altersge-

nossen ohne Migrationshintergrund erfreuen sich „völlig“ gesunder Milchzähne, ohne 

jegliche kariöse Spuren. Während von den einheimischen Kindern gegenwärtig rund ein 

Viertel (24 %) füllungsbedürftige Kavitäten an den Milchzähnen aufweist, benötigt gut 

die Hälfte der Migrantenkinder (52 %) akut zahnärztliche Behandlung (vgl. Tabelle 4.2).  


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