Demenz eine Krankheit mit vielen Gesichtern



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Demenz

- eine Krankheit mit vielen Gesichtern -
Die Zahl der Menschen mit einer Demenzerkrankung nimmt immer weiter zu. Aktuell geht man von ca. 1,6 Millionen Erkrankten in Deutschland aus. Bis zum Jahr 2050 wird mit einer Verdopplung gerechnet.

Ein Großteil der Patienten leidet an Alzheimer. Selbst in der Fachpresse werden die Begriffe Alzheimer und Demenz daher häufig synonym verwendet. Allerdings handelt es sich bei der Alzheimerkrankheit nur um eine Unterform der Demenzerkrankung.


Was versteht man unter dem Krankheitsbild Demenz?

Der Begriff Demenz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „ohne Verstand“. Es handelt sich dabei um den Oberbegriff einer Vielzahl von erworbenen, nicht angeborenen Krankheitszeichen, die sich vor allem in einem Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit und in Veränderungen der Persönlichkeit äußern.

Es existieren keine verbindlichen Merkmale, die das Vorhandensein einer Demenz bestätigen. Eine große Bedeutung kommt der Beobachtung der Patienten im Alltag zu. Hier werden Auffälligkeiten deutlich. Mehr oder weniger charakteristische Symptome für eine Demenz sind die Minderung der kognitiven Leistungsfähigkeiten, z.B. Einschränkungen im Kurzzeitgedächtnis oder in der Kommunikation. Dabei geht es um den Rückgang früher vorhandener Möglichkeiten. Diese führen immer mehr zu Schwierigkeiten bei der Ausübung von gewohnten Alltagsfunktionen. Ein weiteres Anzeichen für eine mögliche Demenzerkrankung ist die Veränderung in der Persönlichkeit, dem Verhalten und der sozialen Kompetenz. Der fortschreitende kognitive Verfall führt bis hin zu körperlichen Behinderungen. Eine eigenständige Lebensführung wird den Patienten im Verlauf der Erkrankung zunehmend unmöglich. Unterstützung sollte sich immer an den vorhandenen Fähigkeiten orientieren.

Im Verdachtsfall kommen weitere instrumenteller Verfahren zum Einsatz, mit deren Hilfe eine Diagnose und Zuordnung der Symptome erfolgt. Dies geschieht unter anderem auf Grundlage der Definition der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD 10). Dort werden die Krankheitszeichen der Demenz unter der Klassifikation F 00 - 03 aufgeführt.


Eine Demenzdiagnose kann nur ein Arzt stellen. Vermutungen, z.B. auf Grund von Verhaltensveränderungen, sollten dort angesprochen und abgeklärt werden. Der erste Ansprechpartner ist der Hausarzt. Dieser kann zur weiteren Abklärung an Fachärzte, z.B. Neurologen oder an eine Gedächtnisambulanz, überweisen. Mit Hilfe von neurologischen Tests und körperlichen Untersuchungen erfolgt eine entsprechende Diagnosestellung. Die richtige Diagnose ist ebenso wichtig, wie die richtige weitere Begleitung. Bei Unsicherheiten sollten Angehörige und professionell Pflegende beim behandelnden Arzt nachfragen und ggf. eine weitere Fachmeinung einholen.
Wozu ist eine Unterscheidung wichtig?

Wissenschaftler haben inzwischen mehr als 50 verschiedene Arten von Demenz gefunden. Die meisten ähneln sich in den Krankheitszeichen, wie zunehmender Orientierungsverlust oder eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit. Auf Grund der unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung zeigen sich abweichende Krankheitsbilder und -verläufe. Einige Demenzarten sind bei rechtzeitiger Diagnose behandel- oder sogar heilbar.

Die richtige Therapie und Betreuung haben einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf, das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Patienten. Im Moment richten sich die meisten Angebote an Menschen mit einer Alzheimerdemenz. Viele andere Demenzformen sind bisher wenig erforscht und werden nur selten thematisiert. Für Patienten und begleitende Angehörige kann das den Alltag zusätzlich erschweren. Daher ist es besonders wichtig, dass professionell Pflegende auf den Unterschied eingehen und angemessene Begleitung gewährleisten können. Das Wissen um zu erwartende Krankheitszeichen erleichtert darüber hinaus Mitarbeitern den Umgang mit dem Patienten sowie die Akzeptanz von Verhaltensweisen.
Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Unterteilung der Demenzformen. Die Bekannteste stützt sich auf die Ursachen des Leistungsabbaus im Gehirn und differenziert zwischen primären und sekundären Demenzformen.

Demenz


Vaskulär

Neurodegenerativ

Primäre Demenz

Sekundäre Demenz

Mischformen

Häufig treten Mischformen auf, z.B. bei Alzheimer und vaskulärer Demenz. In Abhängigkeit von der betroffenen Hirnregion kann das zu einem abweichenden Krankheitsverlauf führen.


Was ist eine primäre Demenz?

Unter der Bezeichnung primäre oder hirnorganische Demenz fasst man alle Demenzformen zusammen, die ihre Ursache direkt im Gehirn haben. Die meisten dieser Erkrankungen sind irreversibel, darum spricht man auch von primär degenerativer Demenz.

Der Auslöser der meisten primären Demenzformen besteht im Absterben von Nervenzellen bzw. in der Blockade deren Verbindungen. Es kommt zu Auswirkungen auf das Denken, das Gedächtnis, die Sprache, die Orientierung oder das Verhalten eines Menschen. Die Symptome treten in Abhängigkeit von der betroffenen Hirnregion auf.
Zu den neurodegenerativen Erkrankungen zählen alle Demenzen, bei denen der Abbau der Nervenzellen unumkehrbar ist. Die Ursache für diesen Abbau ist unterschiedlich und in vielen Fällen noch nicht abschließend erforscht. Dazu zählen Demenzformen, wie Alzheimer, Lewy-Körperchen-Demenz oder frontotemporale Demenz.
Bei einer vaskulären Demenz sind dagegen Durchblutungsstörungen ursächlich für die Abbauprozesse im Gehirn.

Auf Grund der Häufung der Krankheitszeichen der verschiedenen primären Demenzformen bei Menschen über 60 Jahren bezeichnet der Volksmund sie auch als Altersdemenz.


Was ist eine Alzheimer-Demenz?

(ICD 10 - Code: F00.0, F00.1, F00.2, F00.3, F00.9, G30.0, G30.1, G30.8, G30.9)

Anfang des 20. Jahrhunderts fand der Forscher Alois Alzheimer erstmals die Veränderungen im Gehirn einer verstorbenen Patienten, die er für die Auslöser ihrer Verwirrtheit hielt. Die Krankheit wurde später nach ihm als Demenz vom Typ Alzheimer benannt. Heute leidet ein Großteil der Demenzkranken an Deutschland an dieser Form. In den meisten Fällen zeigen sich die ersten Anzeichen erst nach dem 65. Lebensjahr.

Der Krankheitsbeginn ist schleichend. Von den meisten Patienten werden die ersten Ausfälle im Gedächtnis nicht wahrgenommen bzw. zur normalen Alterserscheinung erklärt. Obwohl es immer wieder zu scheinbaren Verbesserungen kommen kann, ist der Krankheitsverlauf von einer stetigen Verschlechterung der kognitiven Leistung geprägt.

Die ursächlichen Veränderungen im Gehirn sind vielschichtig und an vielen Stellen noch nicht abschließend erforscht. Einen Hauptauslöser vermutet die Wissenschaft in der Ablagerung von Eiweißmolekülen, so genannten Amyloid-Plaques, im Gehirn. Diese stören gemeinsam mit fadenförmigen Zellbestandteilen die Kommunikation der Nervenzellen und verursachen deren Absterben. Über Jahrzehnte kommt es so zu einem Abbau von Hirnsubstanz. Anfangs sind mit Schläfenlappen und Parietallappen vor allem Bereiche betroffen, die für das Gedächtnis und die Verarbeitung von neuen Informationen zuständig sind. Im weiteren Verlauf kommt es auch zu Schädigungen in anderen Hirnregionen. Das äußert sich in Verhaltensauffälligkeiten, Schlafstörungen, Wahnvorstellungen oder Sinnestäuschungen.
Trotz des individuell verschiedenen Verlaufes lassen sich drei Stufen der Alzheimer-Demenz erkennen. Im frühen Stadium zeigen sich vor allem leichte Gedächtnisstörungen im Bereich des Kurzzeitgedächtnisses, Gemütsschwankungen und ein verlangsamtes Reaktionsvermögen. Im weiteren Krankheitsverlauf treten Verschlechterungen in der Sprache, Kommunikationsfähigkeit sowie ein zunehmender Verlust des Gedächtnisses und der Persönlichkeit auf. Immer häufiger ist die Unterstützung durch pflegende Angehörige und professionelle Hilfe erforderlich. Selbst alltägliche Verrichtungen, wie das Anziehen, werden zum Problem. In der dritten Stufe sind die meisten Patienten vollständig auf pflegerische Unterstützung angewiesen. Eine selbständige Versorgung ist nahezu unmöglich. Zu den kognitiven kommen physische Einschränkungen, z.B. Inkontinenz, fehlende Beweglichkeit oder Schluckstörungen. Viele Patienten versterben an einer Lungenentzündung.

Im Moment gibt es noch keine Heilung. Mit verschiedenen Medikamenten und einer großen Bandbreite nicht-medikamentöser Therapieansätze versucht man einzelne Symptome zu lindern und Lebensqualität aufrecht zu erhalten.


Begleitung von Menschen mit Demenz vom Typ Alzheimer:

In der ersten Phase geht es vor allem um eine verständnisvolle Begleitung des Alzheimer-Kranken durch seinen Alltag. Demenzkranke mit Alzheimer verfügen am Anfang meist über eine hohe Krankheitseinsicht und nehmen den Abbauprozess bewusst wahr. Diese Zeit sollte genutzt werden, um Absprachen für die spätere Versorgung zu treffen, Wünsche des Patienten zu erfragen und festzuhalten. Gemeinsam muss nach Lösungen für Schwierigkeiten im Alltag gesucht werden, z.B. die Markierung der Wohnungstür.

In der zweiten Phase werden die kognitiven Einschränkungen immer deutlicher. Probleme können vor allem entstehen, wenn der Patient noch bestimmte Handlungen ausführen möchte, z.B. Autofahren. Durch den Abbauprozess gehen zunehmend auch Erinnerungen verloren, beispielsweise der Name des Ehepartners.
Angehörige brauchen häufig Unterstützung bei der Begleitung, z.B. in Form von Entlastungsangeboten oder der Möglichkeit zum Austausch mit anderen.

In der dritten Phase stehen Wohlbefinden und eine angemessene pflegerische Versorgung im Vordergrund. Viele Demente mit Alzheimer leben in ihrer eigenen Welt. Konzepte wie Validation, Millieutherapie, die Arbeit mit Musik und Snoezelangebote unterstützen die Lebensqualität.


Auf Grund der hohen Popularität der Erkrankung verfügen die meisten Deutschen über Wissen zur Alzheimer-Demenz. Angehörige müssen verstehen lernen, dass der Alzheimerkranke zunehmend auf Begleitung angewiesen ist, bestimmte, mitunter verletzende, Verhaltensweisen nicht beabsichtigt oder bewusst auslebt.

Im Moment sind noch keine Risikofaktoren sicher nachgewiesen. Experten gehen davon aus, dass geistige und körperliche Aktivität das Risiko einer Erkrankung senken und den Verlauf verlangsamen können.


Was ist eine Lewy-Körperchen-Demenz?

(ICD 10 - Code: F02.8, G.31.28)

Der Pathologe Friedrich H. Lewy entdeckte erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts abgelagerte Partikel im Gehirn von verstorbenen Demenzkranken. Diese Einschlüsse in den Nervenzellen, die sich vor allem in der Großhirnrinde und im Hirnstamm fanden, wurden später nach ihm benannt. Die Lewy-Körperchen behindern die Bildung und Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin. Das wiederum führt zu einer verminderten Kommunikation der Nervenzellen und deren Absterben. Der Prozess ist unumkehrbar, daher handelt es sich wie bei der Alzheimerdemenz um eine neuro-degenerative Form.

Die ersten Anzeichen zeigen sich meist deutlich und früh im Krankheitsverlauf. Auf Grund der betroffenen Regionen kommt es in erster Linie zu nachlassender Aufmerksamkeit und Konzentration. Das Gedächtnis bleibt relativ lang erhalten. Typisch für eine Lewy-Körperchen-Demenz sind meist visuelle, seltener akustische, Halluzinationen. Die Patienten nehmen zum Teil sehr detailreich und wiederkehrend große Tiere oder Menschen wahr, die nicht vorhanden sind. Darüber hinaus kommt es zu Schlafstörungen sowie depressiven Verstimmungen. Die zu geringe Ausschüttung von Dopamin führt zu parkinsonähnlichen Symptomen, unter anderem erhöhte Muskelsteifigkeit, Ruhezittern der Hände, kleinschrittiger Gang und ein verlangsamter Bewegungsablauf. Zusätzlich führen die Veränderungen im Gehirn zu einer Störung des Traumschlafes. Die Patienten leben ihre Träume, was zu ungesteuerten Bewegungen im Schlaf führt.

Das Unterscheidungsmerkmal zur Demenz bei Morbus Parkinson (ICD 10 –Code: F02.3) liegt in der Reihenfolge der auftretenden Symptome. Von einer Lewy-Körperchen-Demenz spricht man, wenn es erst zu kognitiven Ausfallerscheinungen kommt und später Parkinsonsymptome deutlich werden. Zeigen sich erst Symptome, wie das Ruhezittern oder ein verändertes Gangbild, und treten später kognitive Ausfälle auf, so wird die Demenz als Folge der Morbus Parkinson Erkrankung verstanden.
Begleitung von Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz:

Die Erkrankung ist nicht heilbar, kann nur teilweise mit medikamentöser, vorrangig aber mit nicht medikamentöser Therapie, begleitet werden. Die richtige Diagnose ist unter anderem wichtig, da Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz unter Umständen Medikamente, die bei Demenz häufig verordnet werden, nicht vertragen. Im Umgang mit Medikamenten ist in der Pflege genau auf eventuelle Nebenwirkungen zu achten, um die Lebensqualität des Patienten nicht unnötig einzuschränken.


Auf Grund großer Schwankungen in der geistigen und körperlichen Verfassung muss das Unterstützungsangebot regelmäßig angepasst werden, damit Ressourcen solange wie möglich erhalten bleiben.

Mit dem Auftreten der Parkinsonsymptome geht in den meisten Fällen ein Anstieg des Sturzrisikos einher, was durch Störungen in der Aufmerksamkeit und Konzentration verstärkt wird. Patienten sollten Unterstützung, z.B. bei der Beratung und Beschaffung von geeigneten Hilfsmitteln, erhalten.

Bisher gibt es nur wenige spezielle Angebote für Patienten mit Lewy-Körperchen-Demenz und deren Angehörige. Im Bereich der Beratung und Selbsthilfegruppen werden meistens Veranstaltungen für Angehörige von Alzheimer- oder Parkinsonpatienten genutzt.
Was ist eine vaskuläre Demenz?

(ICD 10 - Code: F01.0, F01.1, F01.2, F01.3, F01.8, F01.9)

Fast 20 % der Demenzerkrankungen sind gefäßbedingt, also gehören zur Form der vaskulären Demenzen. Darunter werden unterschiedliche Krankheitsbilder zusammengefasst, die auf Grund von Durchblutungsstörungen im Gehirn entstehen. Durch die Behinderung des Blutflusses wird Hirngewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Hält dieser Mangel längere Zeit an, kommt es zum Absterben des Gewebes und damit zur Unterbrechung der Nervenverbindungen im Gehirn. Der häufigste Auslöser für eine vaskuläre Demenz ist ein Schlaganfall. Dabei kann es sich entweder um einen großen oder mehrere, meist unbemerkte kleinere Anfälle handeln. Da Schlaganfälle Spuren im Gehirn hinterlassen, kann eine vaskuläre Demenz mit Hilfe von CT oder MRT sicher zu Lebzeiten des Patienten diagnostiziert werden.

Die Symptome ähneln an vielen Stellen der Alzheimer-Demenz. Abhängig von der Ursache der Durchblutungsstörung kommt es entweder zu einem plötzlichen Auftreten der Symptome oder ebenfalls zu einem schleichenden Beginn. Die Erkrankung verläuft eher stufenweise. Spracheinschränkungen und Gedächtnislücken treten stark schwankend auf. Es kann ebenso zu einer kurzfristigen Verbesserung, wie zu längeren Phasen mit gleichbleibenden Symptomen kommen. Typische Symptome sind eine Verlangsamung der kognitiven Prozesse, Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung. In vielen Fällen kommt es darüber hinaus zu Gangunsicherheiten, Bewegungsstörungen oder Inkontinenz. Gedächtnis und Sprache dagegen bleiben länger erhalten.


Begleitung von Menschen mit einer vaskulären Demenz:

In der Begleitung von Menschen mit einer vaskulären Demenz muss vor allem auf eine stetige Anpassung der Unterstützungsangebote geachtet werden. Auf Grund des stark schwankenden Verlaufes, können Verbesserungen und Verschlechterungen auftreten. Dabei sind gleichbleibende Abläufe Sicherheit und Orientierung für Patienten. Auf Grund des verminderten Konzentrationsvermögens bieten sich eher kurze Betreuungsangebote und Aktivierungen an.

Da mögliche Ursachen bekannt sind, kann dem Auftreten einer vaskulären Demenz teilweise vorgebeugt werden. Dabei geht es generell um alle Faktoren, die das Risiko für Gefäßerkrankungen erhöhen, z.B. unbehandelter Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes Mellitus oder Rauchen. Patienten können bei der Vermeidung von Risikofaktoren unterstützt werden, um so der Entstehung einer vaskulären Demenz vorzubeugen.

Eine schnelle Verschlechterung bereits bestehender Einschränkungen oder das plötzliche Auftreten von neuen Schwierigkeiten kann bei Patienten mit bereits bekannter vaskulärer Demenz auf einen erneuten Schlaganfall hindeuten. Wird die Durchblutungsstörung rechtzeitig erkannt und behoben, verhindert das die Schädigung weiterer Nervenzellen.



Was ist eine frontotemporale Demenz?

(ICD 10 - Code: F02.0, G31)

Früher wurde die Erkrankung oft als Morbus Pick oder Pick´sche Krankheit bezeichnet, nach ihrem Entdecker dem Neurologen Prof. Dr. Pick. Dieser beschrieb 1882 den ersten Fall. In den letzten Jahren stieg die Zahl der Diagnosen und man spricht eher von einer frontotemporalen Demenz, nach dem Ort der betroffenen Hirnregionen. Viele Menschen wissen jedoch nur wenig über diese weiterhin seltene Art der Demenz.
Beim ersten Auftreten von Krankheitszeichen ist ein Großteil der Patienten zwischen 50 und 60 Jahren alt. Aus bisher weitgehend ungeklärten Ursachen kommt es zu einem Untergang der Nervenzellen im Bereich des Stirnhirns (Frontallappen) und der Schläfenlappen (Temporallappen). In diesem Bereich befindet sich das Zentrum für die Kontrolle der Emotionen und des Sozialverhaltens. Das führt zu auffälligen Veränderungen in der Persönlichkeit und dem Sozialverhalten, während Gedächtnis und Orientierung relativ lang erhalten bleiben.

Den Patienten fehlt in den meisten Fällen die Krankheitseinsicht. Sie nehmen die für Mitmenschen belastenden und irritierenden Veränderungen selbst nicht wahr. Erste Veränderungen in Verhalten und Persönlichkeit sind bereits früh im Krankheitsverlauf erkennbar. Sie werden jedoch nur selten als Krankheitssymptome gewertet, sondern vom Umfeld häufig auf familiäre Krisen oder beruflichen Stress geschoben. Im schleichenden Verlauf der Erkrankung breitet sich der Abbau im Gehirn weiter aus, was zunehmende Ausfallerscheinungen, wie unangemessenes Sozialverhalten, zur Folge hat. Eher typische Demenzsymptome, wie Gedächtnisverlust und Orientierungsschwierigkeiten, treten spät in der Erkrankung auf. Oft wird erst dann die Demenzdiagnose gestellt.


Es werden zwei Arten von frontotemporaler Demenz unterschieden, je nach Vorortung der Schädigungen im Gehirn. Bei der Verhaltens- oder frontal Variante ist der Bereich des Stirnhirns betroffen. Sie äußert sich vor allem durch Auffälligkeiten im Verhalten. Der Patient verliert das Interesse an früheren Tätigkeiten. Er zeigt zunehmende Emotionslosigkeit und ein wachsendes Desinteresse an Pflichten im Haushalt bis hin zur Vernachlässigung. Zusätzlich kommt es zu impulsiven Ausbrüchen und unangemessenem Verhalten. Dabei werden Gewohnheiten entweder verändert oder Rituale stetig verfolgt, was zu unsinnigen Verhaltenswiederholungen führen kann. Eine zunehmende Enthemmung wird nicht nur in distanzlosem Verhalten deutlich, sondern auch in einer stark erhöhten Risikobereitschaft, z.B. beim Fahrstil. Im Bereich der Ernährung können Schwierigkeiten durch ein stetige Änderung der Nahrungsvorlieben, ungezügelte Nahrungsaufnahme sowie leichte Ablenkbarkeit entstehen.

Bei der primär progressiven Aphasie kommt es durch die Schädigung im Schläfenlappenbereich vor allem zu Sprachstörungen. Diese äußern sich im stockenden Sprechen, Sprachverständnis-Störungen, einer Verarmung des Wortschatzes oder Wortfindungs- und Benennschwierigkeiten.


Begleitung von Menschen mit einer frontotemporalen Demenz:

Obwohl die frontotemporale Demenz in den letzten Jahren immer bekannter geworden ist, sorgt das befremdliche Verhalten der eher jungen Patienten nicht selten für eine Isolation der ganzen Familie. Während die Gesellschaft verwirrten älteren Alzheimerkranken mit Nachsicht begegnet, sorgt unangemessenes Sozialverhalten für Unverständnis. Hinzu kommt die fehlende Krankheitseinsicht der Patienten.

Nur wenige Angebote zur Betreuung richten sich bisher speziell an Menschen mit frontotemporaler Demenz. Die Erkenntnisse, welche nicht-medikamentösen Therapien die Lebensqualität tatsächlich steigern, sind daher gering. Eine adäquate Begleitung und Versorgung ist jedoch wichtig, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Im Moment existieren nur wenige medikamentöse Behandlungsansätze. In den meisten Fällen werden lediglich einzelne Symptome behandelt.
Vor allem für Angehörige kann eine frontotemporale Demenz eine große Herausforderung sein. In erster Linie kommt es darauf an, das Umfeld über die Erkrankung aufzuklären, damit Verhaltensweisen nicht als schlechtes Benehmen missverstanden werden. Oft ist unbekannt, wie mit dem Patienten und seiner Erkrankung umgegangen werden sollte. An dieser Stelle muss viel Aufklärungs- und Beratungsarbeit erfolgen. Das Ziel ist vor allem die Vermeidung sozialer Isolation und Ausgrenzung.

Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit zur Information und zum Austausch. Wegen der geringen Fallzahlen gibt es meist keine regionalen Angebote. Abhilfe schaffen Foren im Internet.

Auf Grund der erhöhten Risikobereitschaft kann es zur erhöhten Selbst- oder Fremdgefährdung kommen. Unter Umständen empfiehlt sich die Einschränkung des Handlungsspielraumes, ggf. die Beantragung einer Betreuung.
Was ist eine sekundäre Demenz?

(ICD 10 – Code beispielsweise: F02.1, F02.2, F02.3, F02.4, F02.8)

Bei einer sekundären Demenz hat der geistige Abbauprozess seine Ursache nicht im Gehirn. Deshalb spricht man von nicht-hirnorganischer Demenz. In Abhängigkeit vom betroffenen Hirnareal kommt es zu Gedächtnislücken, Orientierungsschwierigkeiten, Sprachstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Anders als bei primären Demenzen gibt es keine Häufung im höheren Lebensalter.
Mögliche Ursachen sind:


  • organische Erkrankungen, die im fortgeschrittenen Stadium zu einer Demenz führen können (z.B. unbehandelte Herzleiden, Morbus Parkinson, AIDS oder Stoffwechselerkrankungen);

  • neurologische Erkrankungen (z.B. Depression);

  • längerer Kontakt mit Giftstoffen, was zu einer Vergiftung im Körper führt (z.B. Alkohol- oder Drogenmissbrauch, bestimmte Medikamente oder Umweltgifte);

  • Tumore oder Kopfverletzungen oder

  • Mangelerscheinungen (z.B. Vitamin B-12).

Bekannte Formen sind die Demenz bei Morbus Parkinson und die hauptsächlich durch langandauernden Alkoholmissbrauch hervorgerufene Korsakow Demenz.

In einigen Fällen lässt sich der kognitive Verfall durch die Behandlung der Grunderkrankung aufhalten oder sogar rückgängig machen. Daher ist eine schnelle und richtige Diagnose besonders wichtig.
Begleitung von Menschen mit einer sekundären Demenz:

Bei der Betreuung von Menschen mit einer sekundären Demenz geht es in einer Linie um die Diagnose und Behandlung der Grunderkrankung. Maßnahmen, wie Gedächtnis- und Konzentrationsübungen, können als Training für den Muskel Gehirn therapiebegleitend hilfreich sein.


Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat auf der Internetseite des Projektes Wegweiser Demenz (www.wegweise-demenz.de) weiterführende Informationen zu den einzelnen Demenzformen, z.B. zur Angehörigenberatung, zusammengestellt. Darüber hinaus findet man dort Betreuungsangeboten vorgestellt und die Möglichkeit zum Austausch.


Die Diagnose Demenz, unabhängig von der Form, wird für Patienten und ihre Umwelt immer eine große Umstellung bedeuten. Bei den hier aufgeführten Demenzformen handelt es sich um Oberbegriffe. Die Wissenschaft findet immer spezifischere Unterteilungen für die vielschichtige Erkrankung Demenz. Die richtige Diagnose ermöglicht eine angepasste Therapie und bietet die Möglichkeit, sich auf eventuelle Veränderungen einzustellen. Eine Demenzerkrankung nimmt immer einen individuellen Verlauf.

Für die Patienten geht es an erster Stelle um die Erhaltung der Lebensqualität. Dabei kommt es darauf an, dass Ressourcen so lange wie möglich genutzt werden können. Betreuung und Begleitung muss Sicherheit und Orientierung in einer zunehmend verwirrend scheinenden Welt schaffen.


Untersuchungen haben gezeigt, dass ausreichende Information über zu erwartende Krankheitsverläufe und eine frühzeitige Auseinandersetzung mit wahrscheinlichen Schwierigkeiten für Angehörige die Begleitung erleichtern kann. Dazu müssen jedoch Mitarbeiter in Pflege und Betreuung selbst mit dem Krankheitsbild vertraut sein und Informationen in geeigneter Form vermitteln können. Daher ist es wichtig, den Umgang mit Diagnosen und die richtige Zuordnung, z.B. im Rahmen von internen Mitarbeiterschulungen, anzubieten.
Neben den verschiedenen Formen der Demenz können Symptome wie Orientierungsstörungen, Sprachschwierigkeiten, Antriebsminderung oder Verhaltensänderungen eine andere Ursache haben. Eine falsche Diagnose verzögert eine optimale Behandlung z.B. von Depressionen oder Delir. Dies kann dazu führen, dass es auch hier zu irreversiblen Abbauprozessen im Gehirn kommt und eine Demenz entsteht.
Die Begleitung von Menschen mit Demenz ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Die Akzeptanz der Demenz als Erkrankung erleichtert manchmal den Umgang für alle Beteiligten. Das Umfeld versteht, dass der Patient nicht aus einem schlechten Charakterzug heraus handelt, sondern keine andere Wahl hat. Der Patient fühlt sich verstanden und als Mensch akzeptiert.

Im Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit auf die Verwendung der weiblichen und männlichen Personenbezeichnung verzichtet. Die verwendete Bezeichnung drückt die männliche und weibliche Form aus.





Internet:

E-Mail:

www.lvhs-sachsen.de

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Sitz:

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