Eine Übersicht über die Wallfahrtsorte im Bistum Limburg: Wohin Gläubige wann pilgern
Auf einem Felsen hoch über der Lahn: die Lubentiusbasilika in Limburg-Dietkirchen. Von hier aus
startet eine Fußwallfahrt nach Marienstatt (siehe Seite 10). Foto: Henrik Krause/eyetofly
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von 1803 bis 1888 war das
Kloster aufgehoben. Etwa
seit 1500 finden Wallfahr-
ten nach Marienstatt statt.
Pilger sind in den Monaten
Mai bis Oktober willkom-
men. Große Wallfahrtstage
sind an Maria Himmelfahrt
(15. August) sowie Montag,
Dienstag und Donnerstag
nach Fronleichnam.
Abtei Marienstatt,
57629 Marienstatt,
Telefon 02662/9535,
E-Mail: wallfahrt@abtei-
marienstatt.de
Franziskanerkloster
Marienthal
Erst 1888 werden die Fran-
ziskaner endgültig zugelas-
sen. Seitdem bemühen sich
die Brüder um die Seelsorge
und um den lebendigen
Glauben zu Ehre der Mutter
Gottes in Marienthal. Die
Wallfahrtszeit dauert von
1. Mai bis 4. Oktober.
Sonntags 8.30 Uhr Eucharis-
tiefeier mit Predigt,
10.30 Uhr Hochamt,
14.30 Uhr Pilgerandacht
(Marienlob mit Ansprache);
täglich 6.30 Uhr heilige
Messe, 7 Uhr Laudes,
12 Uhr Sext, 17.30 Uhr
Rosenkranz, 18 Uhr Vesper
(außer donnerstags),
19 Uhr Konventmesse mit
Vesper (nur donnerstags),
20.15 bis 21.15 Uhr
eucharistische Anbetung;
dienstags und donnerstags
10.30 Uhr Wallfahrtsamt
mit Predigt, 14.30 Uhr Pil-
gerandacht (Marienlob mit
Ansprache)
Franziskanerkloster Mari-
enthal, Kloster Marienthal
1, 65366 Geisenheim-
Marienthal, Telefon
06722/99580, E-Mail:
marienthal@franziskaner.
de, Homepage: www.
franziskaner-marienthal.de
Nothgottes
Auf 214 Meter in einem
Waldtal bei Rüdesheim liegt
der Wallfahrtsort Noth-
gottes. Die Bewohner des
Klosters wechseln häufig.
Seit September 2013 sind
vietnamesische Zisterzienser
im Kloster ansässig. Pilger
kommen stets am ersten
September-Sonntag aus
Kruft nach Nothgottes.
Pfarrbüro St. Jakobus,
Kellerstraße 1, 65385
Rüdesheim, Telefon
06722/699069, E-Mail:
pfarrbuero@sanktjakobus-
ruedesheim.de, Homepage:
www. pr-rued-lorch.de
Kloster Arnstein,
Obernhof
Arnstein ist der bekannteste
Herz-Jesu-Wallfahrtsort im
Die Allerheili-
genbergkapelle
Lahnstein
erinnert an die
Gefallenen des
deutsch-franzö-
sichen Krieges
1870/71.
Fotos: Martin
Kring (1), Heinz-
Peter Händler
(1), privat (11)
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deutschsprachigen Raum.
Die Klosterkirche St. Maria
und Nikolaus zwischen
Obernhof und Nassau soll
in den Jahren 2017 bis
2025 grundlegend innen
und außen saniert werden.
Wallfahrtstage sind der
vierte Sonntag im Juni,
Mai bis Ende September
und der Juni als Herz-Jesu-
Monat für Pilgerzüge. Auf
der Homepage des Ordens
der „Arnsteiner Patres“
sind Hinweise zu aktuellen
Veranstaltungen zu finden:
http://www.arnsteiner-
patres.de/wallfahrt.0.html
Kloster Arnstein, 56379
Obernhof, Telefon
02604/97040, E-Mail:
kath.pfarramtarnstein.
obernhof@t-online.de
Rüdesheim-St. Hildegard
1165 erwirbt Hildegard von
Bingen das leerstehende Au-
gustinerkloster in Eibingen
und siedelt dort Benedikti-
nerinnen aus ihrem Konvent
an. An diesem Ort steht
heute die Pfarr- und Wall-
fahrtskirche St. Hildegard.
Der Heiligen zu Ehren findet
jährlich zu ihrem Todestag
am 17. September das Hilde-
gardisfest in Eibingen statt.
Katholisches Pfarramt,
Marienthaler Straße 3,
65385 Rüdesheim-Eibin-
gen, Telefon 06722/4520,
E-Mail: st.hildegard@eibin-
gen.de, Homepage: www.
eibingen.de/pfarrei
Seelenberg-Schmitten
Grund für die Wallfahrten
nach Seelenberg ist seit vie-
len Jahren das Walldürner
Kreuz. Es erinnert an ein
Blutwunder, das sich
1330 in Walldürn ereignet
haben soll. Gottesdienste in
der St. Casimir-Kirche fin-
den donnerstags um 18.30
Uhr und sonntags um 9 Uhr
statt.
Camberger Straße 6a,
61389 Schmitten-Seelen-
berg, E-Mail: st.karl_borro-
maeus@bistum-limburg.de
Kloster Schönau
Elisabeth von Schönau
wurde als Zwölfjährige
aus einem Adelsgeschlecht
im Kölner Raum 1141 der
Benediktinerabtei Schönau
übergeben. Dort gab es
neben dem Mönchskloster
auch einen Nonnenkon-
vent. 1157 wurde Elisabeth
Leiterin des Konvents. Ihre
Schädeldecke wird auf dem
Altar unter ihrem Bild ver-
ehrt. Der Sonntag nach dem
Elisabethtag (19. Juni) wird
als Wallfahrtstag für die
Diaspora-Gemeinden der
Dekanate Goarshausen und
Lahnstein begangen.
Katholisches Pfarramt
Kloster Schönau,
56357 Strüth,
Telefon 06775/98083,
E-Mail: klosterschoenau
@t-online.de
Marienkapelle auf dem
Holzberg bei Usingen-
Kransberg
Bis zum 16. Jahrhundert
dient die Marienkapelle
als Pfarrkirche ihrer Umge-
bung. Als Ort der Wallfahrt
wird sie bis heute genutzt.
An Weihnachten wandern
ganze Familien den Holz-
berg hinauf, um Christi Ge-
burt zu feiern. Wallfahrtstag
ist das Fest Mariä Himmel-
fahrt, 15. August. Gefeiert
wird der Wallfahrtstag
immer in einem Freiluftgot-
tesdienst entweder am 15.
August – wenn es ein Sonn-
tag ist – oder am Sonntag
davor.
Informationen: E-Mail
info@kath-kirche-
kransberg.de
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Das Franziskanerkloster Marienthal im Rheingau. Die Wallfahrtszeit dauert hier vom 1. Mai bis zum
4. Oktober.
6 EXTRA
Eine Entscheidung im Februar – ein
geschmacksintensives Ergebnis im
April. Meistens passiert es im Fe-
bruar. Dann wird – in einer kompak-
ten Runde, erfrischend demokratisch
– die Entscheidung getroffen, aus
welchem Fass der nächste FADING
HILL kommt. Ob es ein Single Rye –
also ein Roggen-Whisky – wird. Oder
ein Single Malt, gereift zum Beispiel
in einem spektakulären Ex-Bourbon-
Fass. Der Auswahl-Prozess ist immer
wieder spannend und in diesem Jahr
wurde die FADING HILL-Runde
durch drei Gewinner eines Online-
Gewinnspiels unterstutzt. Die Ent-
scheidung war einstimmig. Auch in
2016 wird es zwei FADING HILL-
Whiskys geben: Beinahe wäre er eine
Fass-Stärke geworden, der diesjäh-
rige Single Malt der BIRKENHOF-
BRENNEREI – nun ist es ein Single
Cask. Nur 250 Flaschen wird es von
diesem außergewöhnlichen Malt
geben, der mit Noten von murbem
Apfel und saftigreifen Orangen, er-
gänzt durch ein herrlich vollmundi-
ges Eiche-Aroma uberzeugt.Intensiv
in der Nase, ruhig am Gaumen und
gleichzeitig spannend im Abgang.
Ein Erlebnis.
3 casks, 2 whiskys
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Berger Kirche Werschau
910 zum ersten Mal er-
wähnt, gilt die Berger Kirche
als die älteste ihrer Region.
Benannt ist sie nach dem
Schutzpatron St. Georg (sie-
he Seiten 8 und 9)
Informationen: Freundes-
kreis Berger Kirche, Graben-
straße 12, 65611 Brechen,
Telefon 06438/3506
Unsere Liebe Frau vom
Reichenstein, Westerburg
Ab 1400 kamen Wallfahrts-
prozessionen aus dem
Rheinland und aus den Nie-
derlanden zu der Marienka-
pelle auf dem Reichenstein.
Kurze Zeit später wurde das
heutige Gnadenbild, eine Pi-
età, aufgestellt. Die Planung
der Wallfahrten geht immer
von den Gemeinden aus, die
sich auf den Weg machen.
Wallfahrstage sind in den
Monaten Mai, September
und Oktober.
Katholisches Pfarr-
amt, Jahnstraße 3,
56457 Westerburg,
Telefon 02663/94170,
E-Mail: christkoenig-
westerburg@t-online.de
Kloster Altenberg – Wall-
fahrt zur seligen Gertrud
von Altenberg
Gertrud, die Tochter der
heiligen Elisabeth, war die
dritte Meisterin des Chor-
frauenstifts. Sie setzte sich
für Arme und Kranke ein
und gründete zwei Siechen-
häuser am Altenberg. Seit
1955 ist in Altenberg das
Königsberger Diakonissen-
Mutterhaus. Die Wetzlarer
Bezirkswallfahrt zum Alten-
berg findet jährlich im Au-
gust oder September statt.
Katholisches Pfarramt, Ber-
liner Ring 64, 35576 Wetz-
lar, Telefon 06441/56399,
E-Mail: st.markus.dalheim@
web.de
Wallfahrtskirche
Wirzenborn
Die heutige Wallfahrtskirche
Unserer Lieben Frau zu
Wirzenborn wird 1498 er-
richtet, 1510 weiht der Erz-
bischof von Trier die Kapelle
ein. Das Gnadenbild, die
stehende Madonna mit dem
Jesuskind auf dem linken
Arm und einem Zepter in
der rechten Hand, wird ei-
nige Jahre nach Vollendung
des Baus aus einem verlas-
senen Benediktinerinnen-
kloster nach Wirzenborn
gebracht. Das ganze Jahr
über wird sonntags um 9
Uhr die Eucharistie gefeiert.
Im Marienmonat Mai gibt
es ein besonderes Wall-
fahrtsprogramm: Als Gäste
kommen Weihbischof Man-
fred Grothe (Limburg) und
Erzbischof Robert Zollitsch
(Freiburg). Grothe eröffnet
die Maindachten am 1. Mai
um 17 Uhr, und Zollitsch
kommt zum Abschluss der
Maiandachten am 29. Mai,
17 Uhr. Hauptwallfahrtstag
ist an Mariä Himmelfahrt,
15. August, dem soge-
nannten Verlobten Tag der
Pfarrgemeinde Montabaur.
Um 17 Uhr führt eine Pro-
zession nach Wirzenborn,
an die sich der Gottesdienst
anschließt.
Im Gelbachtal 3,
56410 Montabaur,
E-Mail: Pfarramt.Monta-
baur@gmx.de
Fischbach, Gnadenbild der
Heiligen Dreifaltigkeit
Das Gnadenbild aus dem
Jahr 1717, das eine Ab-
bildung Mariens mit den
armen Seelen im Fegefeuer
zeigt, wurde nach dem
Abriss der Kapelle im Jahr
1830 in die Dreifaltigkeits-
kapelle nach Fischbach
gebracht und hängt seitdem
dort in der Seitenkapelle.
Die Gemeinde Mainz-Kost-
heim füh
rt jährlich vom 19. bis 20.
September eine Wallfahrt
nach Fischbach durch.
E-Mail: pfarrbuero@hl-
dreifaltigkeit-fischbach.de
Kloster Altenberg in der Nähe von Wetzlar. Hier lebte Gertrud von Altenberg, die Tochter der heiligen
Elisabeth, als Meisterin des Chorfrauenstifts.
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„Verschieden auf fremder Erde“
Die Geschichte der Philippine Cecilie Poulet, die an der Berger Kirche begraben ist
Ratgeber
EXTRA 9
Von Volker Thies
Es ist ein ungewöhnlicher
Grabstein auf dem Fried-
hof vor der Berger Kirche
in Werschau. Er sieht aus
wie eine Säule aus der grie-
chischen Antike, die in der
Mitte zerbrochen ist – eine
typische Grabstein-Form aus
dem Klassizismus im frühen
19. Jahrhundert. So recht will
der Stein nicht zu der kleinen,
mehr als 1100 Jahre alten und
romanischen Kirche einige Ki-
lometer südlich von Limburg
passen.
Dieser Eindruck verstärkt sich bei
einem Blick auf die Inschrift. „De-
cedée sur la terre etrangère le 24,
septembre 1852 a l‘age de 27 ans“
steht dort auf Französisch, über-
setzt: „Verschieden auf fremder
Erde am 24. September 1852 im
Alter von 27 Jahren“. Ein Name
fehlt vollkommen.
Der „Freundeskreis Berger
Kirche“ hat sich mit diesem
Rätsel nicht zufrieden gegeben.
Schriftführer und Heimathisto-
riker Heinrich Eppstein hat sich
auf Spurensuche begeben und
ist auf eine tragische Geschichte
gestoßen, die mehrere europä-
ische Länder umfasst und mögli-
cherweise sogar in den Hochadel
reicht.
Es sah am Anfang
nicht gut aus
Die Steinsäule schmückt das
Grab von Philippine Cecilie Feli-
citas Poulet. In Namur in Belgien
wurde sie am 18. Dezember
1824 in die großbürgerliche
Familie Lallement geboren. Als
junge Frau verliebte sie sich in
Josef Poulet, der ihre Gefühle
erwiderte. Doch die Verbindung
stand unter denkbar ungüstigen
Vorzeichen. Ihr Angebeteter war
zum Priester geweiht und nur
der Sohn eines Schuhmacher-
meisters. Die Schande der Me-
salliance, einer nicht standesge-
mäßen Ehe, war aus Sicht der
Eltern Philippines wohl mindes-
tens ebenso schlimm wie der
geistliche Stand des potenziellen
Schwiegersohns.
Doch die Widerstände konn-
ten das junge Paar nicht um-
stimmen: Josef Poulet ließ sein
Gelübde lösen, und die jungen
Leute flohen nach Weilburg, in
das damalige Herzogtum Nas-
sau. Am 25. September 1849
wurde dort der Sohn des unver-
heirateten Paars geboren, Franz
Laurentius Josef Lallement. Die
beiden jungen Belgier befanden
sich also alleine im Ausland,
Josef hatte als ehemaliger Geist-
licher keine Berufsperspektive,
und das Paar war durch seine
uneheliche Beziehung gesell-
schaftlich geächtet. Wie sollte es
weitergehen?
Es ging weiter. Die Familie
Lallement/Poulet reiste 1850 mit
dem protestantischen Geistlichen
und Pädagogen Friedrich Feller
an dessen neue Pfarrstelle in
Dauborn unweit von Werschau.
Feller errichtete dort eine Schule,
die bald weithin einen hervorra-
genden Ruf genoss. Josef Poulet
erhielt eine Stelle als Französisch-
lehrer. Warum nahm sich Feller
des Paares in seiner verzweifelten
Lage an? Es lässt sich heute nicht
mehr mit Bestimmtheit sagen,
aber möglicherweise hat eine
Frau mit ähnlichem Schicksal
eine Rolle gespielt: Marianne
von Oranien-Nassau. Sie war die
Tochter von König Wilhelm I. der
Niederlande und wurde 1830
mit ihrem Cousin Albrecht, dem
jüngsten Sohn des preußischen
Königs Friedrich Wilhelm III.,
verheiratet. Als dieser sich eine
feste Geliebte zulegte, trennte
sich Marianne 1845 von dem
Preußenprinzen und erreichte
1849 die Scheidung – ein für da-
malige Verhältnisse unerhörter
Vorgang.
Doch das war nicht alles: Die
niederländische Prinzessin war
zu diesem Zeitpunkt bereits ein
Verhältnis mit ihrem Landsmann
und ehemaligen Leibkutscher Jo-
hannes van Rossum eingegangen.
Ende 1849, nur wenige Wochen
nach Franz Lallement, wurde
Johann Wilhelm von Reinharts-
hausen geboren, der Sohn von
Marianne von Oranien-Nassau
und Johannes van Rossum. Die
Höfe in Berlin und Den Haag bra-
chen sofort alle Verbindungen zu
Marianne ab. Ihre vier Kinder aus
der Ehe mit Albrecht von Preußen
bekam sie kaum noch zu sehen.
Preußisches Staatsgebiet durfte
die Prinzessin nicht mehr länger
als 24 Stunden betreten. Marian-
ne von Oranien-Nassau befand
sich also in einer ganz ähnlichen
Lage wie Philippine Lallement.
Diese Parallele ist an sich er-
staunlich. Doch die Verbindung
geht noch weiter: Marianne
von Oranien-Nassau bestimmte
Friedrich Feller zum Erzieher
ihres Sohnes Johann Wilhelm,
der für kurze Zeit an der Schule
in Dauborn lernte; womöglich
als Klassenkamerad von Franz
Lallement. Kann das alles Zufall
sein? Möglicherweise hat die
Prinzessin, die später zahlreiche
Witwen- und Waisenstiftungen
aufbaute und auch sonst soziales
Engagement zeigte, ihre schüt-
zende Hand über das junge bel-
gische Paar mit dem so ähnlichen
Schicksal gehalten.
Philippine und Josef holten die
Eheschließung am 27. Mai 1850
in Gent in Belgien nach, blieben
aber in Dauborn und scheinen
sich dort etabliert zu haben.
Bald kauften sie ein Haus, das
noch heute zu sehen ist. In dieser
Zeit muss auch ein zweiter Sohn
geboren worden sein. Doch das
Glück währte nicht lange: Am 24.
September 1852 starb Philippine
Cecilie Felicitas Poulent und wur-
de an der Berger Kirche beige-
setzt; zeitgenössischen Berichten
zufolge mit großer Anteilnahme
der Bevölkerung.
Das Grab bleibt, solange
es den Friedhof gibt
Johannes Poulet zog nach
Wiesbaden und eröffnete dort
ein Wäsche- und Miederwaren-
geschäft, das noch bis vor weni-
gen Jahren als Familienbetrieb
bestand. Später wanderte er nach
Chile aus, wo er 1880 starb. Für
das Grab an der Berger Kirche
schloss die Familie Poulet 1939
einen Vertrag mit der Gemeinde
und dem Kirchenvorstand Wer-
schau, auf dessen Grundlage es
erhalten wird, so lange der Fried-
hof besteht.
Auch Marianne von Oranien-
Nassau musste einen weiteren
Schicksalsschlag hinnehmen: Ihr
Sohn Johann Wilhelm starb mit
nur zwölf Jahren. Zu diesem Zeit-
punkt lebte die Prinzessin zusam-
men mit Johannes van Rossum
auf Schloss Reinhartshausen im
Rheingau. Zum Gedenken an ih-
ren Sohn überließ Marianne 1861
der Gemeinde Erbach 60 000
Gulden und ein Grundstück zum
Bau der evangelischen Johannes-
kirche. In der Kirche ist Johann
Wilhelm bestattet. Auf Schloss
Reinhartshausen legte die Prin-
zessin eine große Kunstsamm-
lung an und förderte zahlreiche
junge Künstler.
Johannes van Rossum blieb bis
zu seinem Tod 1873 ihr Lebensge-
fährte. Zehn Jahre später wurde
Marianne von Oranien Nassau an
seiner Seite auf dem Friedhof von
Erbach beigesetzt.
Die Berger Kirche erhebt sich auf
einem Felssporn von Niederbre-
chen und nordwestlich von Wer-
schau. Erwähnt wird sie erst-
mals 910 in einer Schenkungs-
urkunde von Ludwig dem Kind
an den Grafen Konrad Kurzbold.
Nachdem die Kirche 1571 nicht
mehr Werschauer Pfarrkirche
war, wurde sie hauptsächlich
als Friedhofskirche genutzt und
verfiel im Laufe der Jahre zuse-
hends.Instandsetzungsarbeiten
begannen nach Ende des Drei-
ßigjährigen Kriegs.
Im Jahr 1842 folgte auf Initi-
ative des Limburger Bischofs Pe-
ter Josef Blum eine erneute Um-
bauphase. Regelmäßge Prozes-
sionen am Georgstag zur Berger
Kirche sind zum ersten Mal 1586
erwähnt. Bis heute ist Pfingsten
das wichtigste Wallfahrtsfest.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
gab es dorthin Pfingstritte mit
mehreren 100 Pferden.
1981 gründete sich der
„Freundeskreis Berger Kirche“,
der sich der Pflege und den
kulturellen Veranstaltungen
annimmt. Unverändert zieht das
weitsichtbare Gotteshaus die
Menschen an. Sei es zu Pfings-
ten, zu den Gottesdiensten oder
zu Konzerten, die dort regelmä-
ßig geboten werden. Und auch
der Friedhof dient vielen als Ort
der Ruhe. (fa)
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